Knöpfe, Knoten und Termine

Eigentlich wollte ich diesen Blog-Eintrag schon vor ein, zwei Wochen verfassen und veröffentlichen, aber ihr wisst ja: Selten ist mehr zu tun, verfliegen die Tage schneller und müssen mehr Erwartungen erfüllt werden als in den ebenso romantisierend wie irreführend als „stade Zeit“ bezeichneten Wochen vor Weihnachten.

Dafür löse ich heute einige Versprechen ein, die ich unvorsichtigerweise im Laufe des Jahres gegeben habe: Ihr bekommt hier eine Kurzanleitung für den Viereckknopf mit dem eingewebten Herz samt Zählvorlage, ich zeige euch in zwei Videos praktische Knoten und stelle euch die raffinierte Faltverpackung im Knopfwerkstatt-Design vor. Außerdem gibt es schon eine ganze Reihe von Kursterminen für 2024.

Kreative Herausforderungen

Zunächst aber eine Rückschau auf die beiden Kreativ-Challenges, an denen ich mich in diesem Jahr beteiligt habe. Zwischendurch habe ich hier schon einmal von diesen inspirierenden Aufgaben berichtet, die wir Knopfmacherinnen uns immer wieder gegenseitig stellen. Im Jahr 2015 war ich mit meinem Projekt „One Button a Day“ noch ganz alleine und habe mich sehr gefreut, als meine hoch geschätzte englische Kollegin Gina Barrett die Idee später aufgriff und sogar zwei Jahre durchhielt – eine bewundernswerte Leistung!

2023 hat Gina Barrett in ihrer Facebook-Gruppe Gina B. Silkworks Group nun dazu eingeladen, jeden Monat ein Textilwerk zu zwei Begriffen zu schaffen, die sie ausgelost hat, von #red und #creature im Januar bis zu #vintage und #yellow im Dezember. Manchmal habe ich mich mit den Vorgaben ein bisschen schwer getan, öfters war der betreffende Monat schon ein Weilchen vorbei, aber ich habe durchgehalten bis zum Ende. Für die deftigen Kraftausdrücke, mit denen ich das elend glatte, schlüpfrige Vintage-Viskose-Garn für den Dezemberknopf bedacht habe, werde ich mir den Mund wohl mit Kernseife auswaschen oder ein Stündchen auf Holzscheiten knien müssen … 🙈

Hier sind meine zwölf Beiträge zu Ginas Challenge #monthlymake2023:

Auch in der deutschen Facebook-Gruppe „Knöpfe“, der inzwischen mehr als 500 Knopfbegeisterte angehören, gab es ein Jahresprojekt, das Eveline Groß aus Österreich angestoßen und betreut hat. Sie schlug jeden Monat eine Farbkombination für Knopfkreationen vor, von Grau und Schwarz im Januar bis zur allgemeinen Vorgabe „Glitzer“ im Dezember. Ich habe in meinen Kursen oft die jeweiligen Farben des Monats für meine Beispielknöpfe verwendet und deshalb in manchen Monaten eine Vielfalt an Knöpfen zum Thema zustande gebracht, während ich in anderen ziemlich hinterherhinkte.

Hier ist eine Auswahl meiner Beiträge zu Evis Vorgaben für #farbedesmonats2023:

Raffiniert verpackt

Ein Problem, das mich beschäftigt, seit ich die Knopfmacherei zum Beruf gemacht habe, ist seit Kurzem gelöst: die Verpackung einzelner Knöpfe. Ganz zu Beginn hatte ich Organzasäckchen verwendet, die zwar hübsch aussehen, aber aus reiner Kunstfaser bestehen und aus Fernost importiert werden müssen. Pergamentpapiertüten mit Knopfwerkstatt-Aufkleber sind eine für mich akzeptable Verpackung (vor allem, seit auch die Aufkleber aus Papier und nicht mehr aus Folie bestehen), aber erst das Geburtstagsgeschenk einer Freundin hat mich auf die ultimative Idee gebracht: Sie hatte dekorative Kronkorken einzeln in raffiniert gefaltete Kuverts aus Kalenderblättern verpackt.

Als Origami-Fan habe ich diese Verpackungen mehrere Male auseinander- und wieder zusammengefaltet, aus Kopierpapier nachgearbeitet, mit Buntstiften bemalt und schließlich einen Prototyp an meine großartige Grafikerin (und nebenbei wunderbare Schwägerin) Marion Waldmann geschickt, die meine hemdsärmeligen Versuche in eine professionelle Druckdatei umsetzte. Vom Ergebnis bin ich wirklich begeistert, auch wenn beim fertig gefalteten Kuvert das Sternchen in der Mitte des Logos nicht ganz genau zusammenpasst, weil es sich durch die Papierstärke ein wenig verschiebt.

Außenseite und Innenseite (oben von links), Kuvert nach dem ersten Faltschritt, fertig gefaltetes Kuvert (unten von links)
Auf Instagram habe ich das neue Faltkuvert für meinen Weihnachtsgruß genutzt.

Viereckknopf mit eingewebtem Herzmotiv

Vor einiger Zeit habe ich in einer Instagram-Story ein paar Viereckknöpfe mit eingewebtem Herzmotiv gezeigt, die im Oktoberkurs im Ballenbergzentrum entstanden sind, und gefragt, ob ihr Interesse an der Vorlage habt. Die Resonanz war überwältigend, und voilà: Hier sind Schritt-für-Schritt-Fotos und ein Zählmuster. Wer schon einmal einen Viereckknopf gewickelt und gewebt hat, müsste damit gut zurechtkommen. (Für alle anderen gibt’s ausführliche Anleitungsblätter für den einfachen und den gewebten Viereckknopf.)

Viereckknopf mit eingewebtem Herzmotiv: Wir beginnen auf einem flachen Rohling mit 40 mm Durchmesser mit zwei schmalen Touren im 90-Grad-Winkel für die Eckanker, legen darüber eine vertikale breite Tour aus 15 Fäden und weben die zweite breite Tour aus ebenfalls 15 Fäden im 90-Grad-Winkel dazu nach dem Zählmuster ein (obere Reihe von links). Es folgen nach Belieben zwei Runden Viereckwicklung in einer Kontrastfarbe (Mitte links), dann werden die weiteren Touren nach dem Zählmuster in die Grundgerüsttouren eingewebt (unten links). Zuletzt habe ich noch eine Runde in Orange gewickelt (und dabei unter den Grundgerüsttouren eingewebt) und in der letzten Runde in Orange den Faden unter den Eckankern gesichert.
Zählmuster für den Viereckknopf mit eingewebtem Herzmotiv. (Beim oben abgebildeten Knopf habe ich statt dreier Abschlussrunden in Orange nur zwei Runden gearbeitet.)

Praktische Knoten

Am Beginn vieler Arbeitsschritte bei der Knopfmacherei muss der Faden verknotet werden – sei es, um eine Anfangsschlinge zu bilden oder um den Faden auf der Rückseite des Knopfes zu sichern. Natürlich eignet sich dazu meist der Hausfrauen- oder Überhandknoten, aber einfacher und schneller funktioniert der Quilter- oder Patchworkknoten, den ich in jedem Kurs zeige, weil ich ihn nahezu ständig einsetze. Meine Schweizer Schülerinnen kennen ihn übrigens oft aus der Schule, wo er als „Raketenknoten“ gelehrt wird. Viele Schülerinnen haben mir in späteren Kursen berichtet, dass sie inzwischen auch Fäden bei allerlei Näh- und Flickarbeiten auf diese Weise verknoten. So wird’s gemacht:

Der Quilter-, Patchwork- oder Raketenknoten ist praktisch, vor allem wenn man viele Fadenenden verknoten muss.

Der Raketenknoten ist das Mittel der Wahl, wenn man den Faden auf der Rückseite eines Knopfes unter vorhandenen Wicklungen vernähen kann. Was aber, wenn man nur einen blanken Rohling vor sich hat? Oft ist nicht von Anfang an klar, wie lang der Arbeitsfaden für das vorgesehene Grundgerüst sein muss. Grobe Schätzungen können dazu führen, dass der Faden entweder nicht für das komplette Grundgerüst reicht oder ein langes Fadenstück als Verschnitt übrig bleibt, was besonders bei kostspieligen Garnen sehr ärgerlich ist.

Die Fadenlänge lässt sich bestimmen, indem man den Faden so oft wie nötig um den Rohling wickelt, etwas Garnlänge zum Verknoten und Vernähen zugibt und den Faden vom Knäuel abschneidet. Dann kann man den Faden in die Nadel einfädeln, das Ende mit dem Raketenknoten verknoten und den Faden vor dem Knoten durchstechen, um ein „Lasso“ zu bilden, das sich als Anfangsschlinge um den Rohling legen lässt.

Noch eleganter ist aber folgende Methode, mit der direkt vom Knäuel weg gearbeitet werden kann, sodass wirklich nur die erforderliche Fadenlänge abgeschnitten wird. Dazu muss eine stabile, aber an den Rohling anpassbare Anfangsschlinge aus dem freien Fadenende gearbeitet werden. Das ist viel einfacher, als es zunächst scheint:

Eine Anfangsschlinge aus dem Fadenende: So kann man das Grundgerüst für einen Knopf direkt vom Knäuel arbeiten, ohne zuvor die erforderliche Fadenlänge zu ermitteln. Die Schlinge lässt sich um den Rohling passgenau festziehen.

Kurstermine für 2024

Noch im Januar geht es wieder mit Knopfkursen los, auf die ich mich schon jetzt sehr freue. Folgende Termine stehen bereits im Knopfwerkstatt-Kalender (die Liste unter dem Tab Termine auf dieser Website wird regelmäßig aktualisiert):

Knopfmacherei: Mandala-Malen mit Garn
Samstag–Sonntag, 20.–21. Januar 2024
VHS am Münsterplatz, 73525 Schwäbisch Gmünd
gmünder-vhs.de

Zwirnknopf als Rahmung – Souvenirs, Souvenirs …
Samstag, 27. Januar 2024
Museum KulturLand Ries, 86747 Maihingen
mklr.bezirk-schwaben.de

Der Zwirnknopf macht Karriere
Montag–Dienstag, 5.–6. Februar 2024
Wollknoll, 74420 Oberrot
wollknoll.de

Viktorianische Posamentenknöpfe
Mittwoch–Freitag, 7.–9. Februar 2024
Wollknoll, 74420 Oberrot
wollknoll.de

Viktorianische Knöpfe – Best of …
(Schwälmer Hutknopf, Snowflake, Rohlinge mit Stoff beziehen)
Workshop im Rahmen der Knopfmachertage 
der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben (12.–14. April 2014)

Freitag, 12. April 2024, 10–17 Uhr
Trachtenkultur-Beratung, 86381 Krumbach
trachten.bezirk-schwaben.de

Knopfwerkstatt: Viktorianische Posamentenknöpfe
Samstag–Sonntag, 25.–26. Mai 2024
Kunstatätte Bossard, 21266 Jesteburg
bossard.de

Knopfwerkstatt (2 Kurse)
Posamenten- und Zwirnknöpfe (Programm wird auf die Teilnehmenden abgestimmt)
1. Kurs (Einsteiger): Mittwoch–Freitag, 5.–7. Juni 2024
2. Kurs (Fortgeschrittene): Freitag–Sonntag, 7.–9. Juni 2024
Volkshochschule im Franziskanerkloster, 89584 Ehingen/Donau
Anmeldung bei Waltraud Steeb, E-Mail w.steeb@gmx.de

Spitzen-Vielfalt 2024: HandwerksKunst ist Spitze
Samstag–Sonntag, 15.–16. Juni 2024 (Marktstand mit Vorführung)
Tagungshaus Regina Pacis, 88299 Leutkirch
spitzengilde.de

Viktorianische Posamentenknöpfe: Kurs im Wollwerk Münsingen am 13./14. Juli 2024

Viktorianische Posamentenknöpfe
Samstag–Sonntag, 13.–14. Juli 2024
Wollwerk, 72525 Münsingen
wollwerk-imbt.de

Knopfmachen: Zwirnknöpfe 🇨🇭
Donnerstag–Freitag, 18.–19. Juli 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Posamentenknöpfe 🇨🇭
Samstag–Sonntag, 20.–21. Juli 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Zwirnknöpfe 🇨🇭
Donnerstag–Freitag, 17.–18. Oktober 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Posamentenknöpfe 🇨🇭
Samstag–Sonntag, 19.–20. Oktober 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Die Knopfwerkstatt auf Zeitreise ins Mittelalter

Die Knopfwerkstatt im Schatten des Lichtenberger Bergfrieds.

Manchmal ist es kaum zu glauben, wie abwechslungsreich und bisweilen sogar abenteuerlich die Arbeit in der Knopfwerkstatt ist. Im Januar erreichte mich eine Mail von den Burgfreunden Lichtenberg mit der Einladung zum Mittelaltermarkt im Rahmen des Burgfestes Anfang September: „Mittelalterlicher Stand wäre Voraussetzung. Könnten wir dir aber stellen … Viele Grüße, Stefan“.

Kurz gegoogelt: Lichtenberg – nein, nicht der gleichnamige Stadtteil Berlins, sondern eine der kleinsten Städte Deutschlands und zweitkleinste Stadt Bayerns, liegt in Oberfranken im Landkreis Hof an der Grenze zu Thüringen. Nun, für jemanden, der in Violau mit rund 120 Einwohnern lebt, erscheint Lichtenberg mit knapp zehnmal so vielen Einwohnern fast schon wie eine Großstadt.

Die Knopfwerkstatt war zwar schon auf diversen Kunsthandwerker- und Trachtenmärkten zu Gast, aber noch nie bei einem Mittelaltermarkt. Freilich haben die sogenannten umsponnenen Knöpfe, also die Posamentenknöpfe, und die Zwirnknöpfe nur bei äußerst großzügiger Auslegung etwas mit dem Mittelalter zu tun, aber die Gelegenheit, mein immerhin einige Jahrhunderte altes Handwerk beim Lichtenberger Burgfest zu präsentieren, war äußerst verlockend. Mein (fränkischer!) Mann Franz und ich überlegten nicht lang, sagten zu und bekamen im Frühjahr alle Informationen und den Vertrag für Marktkaufleute.

Was aber trägt man bei einem Mittelaltermarkt? Ganz sicher nicht meine geliebten grauen Knopfwerkstatt-Polohemden mit aufgesticktem Logo. In unseren Kleiderschränken fand sich nichts, was auch nur annähernd als mittelalterlich durchgehen konnte. Also stöberte ich online bei Ritterladen.de und erstand Rock, Leibchen, Bluse und Haube für mich und eine braune Bundhose für Franz. Die Haube schmückte ich mit drei Zwirnknöpfen als Markenzeichen.

Um den Stand mussten wir uns zum Glück keine Gedanken machen, freuten wir uns. Stoffe könnten uns zur Verfügung gestellt werden hatte Stefan Eckardt, der Vorsitzende der Burgfreunde geschrieben – wunderbar! Fehlte nur noch ein stilvolles Schild für den Stand. Ich erinnerte mich an die legendäre 680-Jahr-Feier unseres Nachbardorfes Unterschöneberg im Jahr 2007, für die ganze Lastwagenladungen von Schwartenbrettern zu Schildern, Ständen und zum Verkleiden von Abfallkörben verarbeitet worden waren. Aber ein neues Brett aus dem Sägewerk in der Nähe kam uns zu wenig malerisch vor. Die Lösung fand sich auf einem Altholzstapel unseres Freundes Martin, der gerade ein ruinöses Haus auf einem Baugrundstück abriss: ein pittoresk verwitterter Fensterladen in ausgeblichenem Grün mit zwei rostigen Scharnieren als perfekten Aufhängern für das künftige Schild, auf dem „Knopfmacherey“ stehen sollte, denn jedes Kind weiß ja, dass bei mittelalterlichem Tanderadey Endungen auf ei mit y geschrieben werden müssen. So will es das Gesetz! 😅

Vom Laden zum Ladenschild: Aus einem alten, verwitterten Fensterladen wurde das Schild für die Knopfmacherey.

Am Computer (also höchst unmittelalterlich 🙈) setzte ich das Wort in einigermaßen historisch anmutenden Lettern, vergrößerte es am Kopierer und übertrug es mit Kohlepapier (zum Glück hatte unser Nachbar Josef noch welches) auf den grob abgebürsteten Fensterladen. Dann malte ich die Buchstaben mit Acrylfarbe in fast schwarzem Petrol aus – fertig!

Mit unserem Zafira voller Kisten, einigen Metern Rupfen und anderen Stoffen für den Stand, unserer mittelalterlichen Gewandung und Hunderten von Knöpfen machten wir uns schließlich am Tag vor dem Festwochenende auf den Weg in den Frankenwald. Vor dem Lichtenberger Rathaus wurden wir von Kerstin Eckardt sehr freundlich empfangen und von Max aus dem Organisationsteam zum Burgplatz begleitet, wo schon Dutzende anderer Marktkaufleute ihre Stände aufbauten: eindrucksvolle Pavillons und Zelte aus Holz und naturfarbener Leinwand mit Spannseilen aus Hanf und dekorativen Wimpelketten oder Zinnenbehängen an der Front. Als wir unseren eigenen Stand sahen, wurde uns klar, dass wir hätten ausführlicher kommunizieren sollen: Der war bis dahin nämlich nur ein Gestell aus Bodenleisten, vier Eckstützen und einigen Dachsparren. Wir hatten schlichtweg keine Ahnung vom Auf und Zu bei einem Mittelaltermarkt gehabt und nicht gewusst, dass wir hätten Planen und Tische mitbringen sollen. In meiner Einfalt hatte ich vor meinem geistigen Auge eine Art Christkindlmarkt-Bude vor mir gesehen und nicht weiter nachgefragt. Wieder was gelernt!

Aber das ungeheuer freundliche und hilfsbereite Burgfreunde-Team stand uns sofort zur Seite. Günther, der uns am nächsten Tag in der Kutte der Bibamus-Mönche wiederbegegnen sollte, schleppte zusammen mit Franz einen riesigen Ballen Möbelstoff herbei, der zu meiner Freude auch noch knopfwerkstattfarben war. (Etwa die Farbe, die neuerdings als Cadenabbia-Blau bezeichnet wird.) Mit seiner Unterstützung, einer Elektroschere und einem Akkuschrauber zauberten wir gemeinsam innerhalb von einer Stunde einen höchst ansehnlichen Stand mit Seitenwänden und Dach, bevor ein anderer Trupp mit Traktor und Anhänger uns einige Bierzelttische und -bänke anlieferte. Unser unermüdlicher Helfer Günther konnte es sich nicht verkneifen, augenzwinkernd anzumerken: „Jetzt muss ich schon mal blöd fragen: Was habt ihr eigentlich überhaupt dabei?“

Das Knopfmacherey-Schild hängt!

Eine weitere Stunde später war die Bude möbliert, mit Stoffen dekoriert und mit Ware ausgestattet. Das Tüpfelchen auf dem i (oder besser: auf dem y) war unser Knopfmacherey-Schild, das wir mit Sisalstricken an einer der Dachleisten befestigten.

Bereit für den Mittelaltermarkt!

Tags darauf stärkten wir uns beim gemeinsamen Frühstück mit den anderen Marktleuten vor der örtlichen Sporthalle am Burgplatz. Die Burgfreunde sorgten nämlich ausgezeichnet für ihr mittelalterliches Völkchen. Den ganzen Tag über hielt Melli im Gesindekeller Getränke und einen Imbiss für die historische Schar bereit. Bevor das Fest mit Böllerschüssen und einer gereimten Begrüßung offiziell begann, hatte ich Gelegenheit, mich ein bisschen umzuschauen, beispielsweise bei dem jungen Schildmacher und seiner Freundin, die sogar ihr Schlafzelt mit Bausatz-Bett auf dem Markt aufgeschlagen hatten – nicht ohne allerlei Kraftausdrücke, weil sich die Häringe nicht in den steinharten Boden schlagen ließen. Zum Glück half der Schmied, ein paar Stände weiter, mit massiven, handgeschmiedeten Pflöcken aus.

Unsere Standnachbarin Paula aus der Nähe von Prag fertigt hinreißende Hüte aus Kaninchenhaar-Filz an.

Händler, die Edelsteine, Messer aus Damaszenerstahl, Lederartikel, Räucherwerk und Gewürze aus dem Orient oder irdenes Geschirr feilboten, waren ebenso vertreten wie eine Badstube und ein Feldlager. Unsere Standnachbarin Paula aus Tschechien bot sehr schöne Hüte aus Kaninchenhaar-Filz an, und an einem Stand wanden drei bis vier Frauen von früh bis spät zauberhafte Kränze aus Blüten und Zweigen, die dann Köpfe und Buden schmückten.

Den ganzen Tag über, besonders aber bei den täglichen Umzügen der teilnehmenden Gruppen bot sich ein buntes, fröhliches Bild. Auf den beiden Bühnen beim Rathaus und im Schatten des Bergfrieds, aber auch den ganzen Marktplatz hinauf bis zur Burg unterhielten Musikgruppen wie die Amici Musicae Antiquae, Musica Vagantium, Arcus und Irregang die Besucher, die Ritterschaft Equitatus Monocerotis und der Schwarzenberger Ritterorden lieferten sich viel bejubelte Schaukämpfe, und hinter dem Turm gab das Puppentheater Knuth mehrmals täglich Vorstellungen. Zwischendurch zogen die Bibamus-Mönche (Nomen est Omen!) singend an unserem Stand vorbei, ein Kamel stattete uns einen Kurzbesuch ab, und sechs historisch gewandete junge Trommler präsentierten quasi mittelalterliche Sambarhythmen. Hier ein paar optische und akustische Impressionen der beiden Tage:

Sambarhythmen? Nein, hier wird mittelalterlich getrommelt.
Die Amici Musicae Antiquae waren eine der Musikgruppen, die das Volk beim 21. Burgfest zu Lichtenberg unterhielten.

Zwirn- und Posamentenknöpfe hatte bis dato kaum jemand gekannt, der an unserem Stand vorbeikam. Deshalb schauten mir viele der Besucherinnen und Besucher bei der Arbeit über die Schulter, und einige von ihnen nahmen sich sogar eine gute Stunde Zeit, um mit mir zusammen ihren ersten Sternknopf zu wickeln. Einer davon fand sofort seinen Platz am historischen Gewand.

Ein selbst gefertigter Sternknopf ziert das Gewand einer Burgfreundin.

Mit von der Partie war natürlich auch mein Alter Ego, die kleine Knopfmacherin Helene, die mit ihrem Outfit perfekt ins mittelalterliche Ambiente passte. Die Nadelfilz-Figur ist ein Werk der deutsch-amerikanischen Künstlerin Silke Sordyl und begleitet mich zu vielen Kursen und Märkten, wo sie immer sehr bewundert wird. Natürlich hat sie stets ihre Knopfmacherinnen-Ausrüstung dabei: Mini-Rohlinge, Garnröllchen, Schere, Nadel und einige winzige Knöpfchen.

Meine kleine Kollegin, die Knopfmacherin Helene, passte mit ihrem Outfit gut ins mittelalterliche Ambiente. Die Nadelfilzfigur ist ein Werk der deutsch-amerikanischen Künstlerin Silke Sordyl aus Illinois.

Am Sonntagabend endete das 21. Burgfest zu Lichtenberg so, wie es tags zuvor begonnen hatte: mit Böllerschüssen. Zugegeben: Finanziell hielt sich der Erfolg der Knopfwerkstatt durchaus in engen Grenzen, aber wir kehrten reich an Eindrücken und Erfahrung zurück. Es war eine Freude, von den sympathischen und hilfsbereiten Burgfreunden unterstützt zu werden und einen Beitrag zu diesem fröhlichen Fest bei Kaiserwetter zu leisten. Auf jeden Fall sind wir für kommende Mittelalterspektakel vorbereitet – nicht nur mit dem passenden Gewand. Jubel, Jubel, Jubel für das Organisationsteam der Burgfreunde Lichtenberg und vielleicht bis zum Mittelaltermarkt im kommenden Jahr!

Inzwischen sind wir wieder im ganz und gar modernen Alltag in Violau angekommen, wo ich die Veranstaltungen der nächsten Zeit vorbereite: Ich freue mich schon darauf, am Wochenende 7./8. Oktober beim Trachtenmarkt in Krumbach dabei zu sein, und in der darauffolgenden Woche geht’s wieder in die Schweiz, wo ich zwei Zwei-Tages-Kurse am Ballenbergzentrum gebe, die erfreulicherweise sehr gut gebucht sind. Alle Termine für die nächsten Wochen und bereits einige fürs neue Jahr findet ihr hier auf der Website. Wer immer auf dem Laufenden bleiben will, kann gern den Newsletter abonnieren. Keine Sorge: Ich werde euch nicht wöchentlich zuspammen, sondern informiere euch etwa alle sechs bis acht Wochen über neue Blogeinträge und anstehende Termine.

Knöpfe für die Krone

Rund zweihundert Viereckknöpfe wurden für die Polstermöbel im Hotel Krone gebraucht.

Ein äußerst spannendes Projekt hat mich in den vergangenen Wochen stark auf Trab gehalten: Ich habe rund zweihundert Knöpfe für die Polstermöbel in den neuen Gästezimmern des historischen Hotels Krone in Oettingen angefertigt, das zurzeit mit hohem Aufwand instand gesetzt, umgebaut und erweitert wird. Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert, vermutlich eines der ältesten der Stadt, wird durch einen schlichten, modernen Holzmodulbau ergänzt, in dem eine Lounge, Tagungsräume, ein Wellnessbereich und Hotelzimmer Platz finden.

Ich war sofort begeistert, als mir Manuel Schleier vom Architekturbüro Feulner & Häffner von der Idee berichtete, den Sofas und Betthäuptern in den Gästezimmern mit handgefertigten Posamentenknöpfen eine dezente besondere Note zu verleihen. So wie der neue Holzbau sich mit dem traditionsreichen Gebäude verbindet, sollten auch die traditionellen Knöpfe eine Brücke zur Vergangenheit schlagen. Was für eine wundervolle Gelegenheit zu zeigen, wie effektvoll Posamentenknöpfe in einem modernen Ambiente wirken können!

Erste Farb- und Knopfmuster auf dem Original-Polsterstoff

Als Polsterstoff hatte das Architekturbüro ein Gewebe aus 95 Prozent Wolle und fünf Prozent Polyacryl gewählt – zu meiner Freude in einer Melange aus Ecru und verschiedenen kühlen Grüntönen, zu denen ich die Garne für die Knöpfe anhand vorgegebener RAL-Farben zusammenstellen sollte. Ich wurde in der Farbkarte von Anchor Freccia 12 fündig und fertigte einige Musterknöpfe als Vorschläge an, bei denen ich nach Herzenslust in meinen Lieblingsfarben schwelgen konnte.

Dieser Posamentenknopf an einer Rieser Männerweste aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lieferte die Inspiration für die Oettinger Knöpfe. Foto: Alexander Smit/Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben

Die Wahl des Planungsbüros fiel am Ende auf einen Viereckknopf in Anlehnung an den Rieser Westenknopf; eine gute Wahl, denn Oettingen liegt am Rand des Nördlinger Rieses. Der Originalknopf findet sich an einer Männerweste aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Weste gehört zum Bestand der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben, deren Leiterin Monika Hoede die historischen Knopfmachertechniken erforscht und inzwischen an viele Knopfmacherinnen weitergegeben hat. Der Historiker Alexander Smit hat den Rieser Westenknopf auf Instagram ausführlich beschrieben.
Zu meiner großen Erleichterung sollte bei den Knöpfen für das Hotel Krone jedoch die traditionelle Umrandung mit Languettenstichen wegfallen, denn bei insgesamt rund zweihundert Knöpfen hätte das den Zeitaufwand mindestens verdoppelt. Anhand meiner Musterknöpfe erarbeitete das Team des Architekturbüros acht Farbvarianten, von denen sieben umgesetzt werden sollten – mal nur acht oder 16, mal 32 Knöpfe in einem Farbschema.

Die Oettinger Variante des Rieser Westenknopfes gibt es in acht Farbvarianten.

In der Zwischenzeit hatte die Polsterfirma Haapo 1910 aus Achenkirch in Österreich bereits ein Mustersofa mit verschiedenen Gestaltungsvarianten produziert, beispielsweise mit und ohne Keder um die Kanten der Sitzkissen und mit festerer oder weicherer Polsterung. Ins Rückenpolster waren bereits die ersten Musterknöpfe eingearbeitet: ein Anblick, der mich für meine weitere Arbeit an dem Projekt stark motivierte.

Und diese Motivation war auch dringend nötig, denn die Zeit drängte. Der neue Hoteltrakt entstand parallel in der Zimmerei Stark in Auhausen – und zwar Zimmer für Zimmer als einzelne Module, die ab Ende Juli fertig eingerichtet mit dem Kran zum Gebäude zusammengesetzt werden sollten. Die Sofas und Betthäupter mussten bis dahin also komplett vor Ort sein.

So arbeitete ich jeden Tag viele Stunden in der Knopfwerkstatt und auf der Terrasse. Als die ersten 64 Knöpfe fertig waren, beschlossen mein Mann Franz und ich, sie persönlich nach Tirol zu bringen, denn wenn die Sendung auf dem Postweg verloren gegangen oder verspätet ausgeliefert worden wäre, hätte Haapo den Termin nicht halten können.

Das Knopfmobil bei der Polsterfirma Haapo in Achenkirch, Tirol

Nachdem wir Haapo-Betriebsleiter Daniel Noack die Knöpfe übergeben hatten, durften wir ihn in die Fertigungshallen begleiten und zuschauen, wie Knöpfe – in diesem Fall waren es stoffbezogene – in die Polster eingezogen werden. Und weil wir das ganze Wochenende durchgearbeitet hatten, genehmigten wir uns eine erholsame Wanderung am Achensee quasi als Überstundenausgleich.

Eine Wanderung am Achensee als Belohnung für viele arbeitsreiche Tage

Damit fehlten aber noch gut zwei Drittel der erforderlichen Krone-Knöpfe. Ich stellte längst nicht mehr jeden Knopf einzeln fertig, sondern bereitete zuerst das Grundgerüst für alle Knöpfe einer Serie vor und arbeitete mich dann von Farbe zu Farbe nach außen, um möglichst zügig und effizient voranzukommen. Zwischendurch wagte ich es doch, eine Teillieferung mit der Post zu verschicken, aber die kam, wie befürchtet, um Tage verspätet an. Also machten wir uns schließlich ein zweites Mal auf den Weg, um an die hundert Knöpfe persönlich in Achenkirch abzuliefern, und belohnten uns diesmal mit einer Wanderung am Großen Ahornboden in der Eng.

Überstundenausgleich bei einer Wanderung am Großen Ahornboden in der Eng

Inzwischen sind die Polstermöbel samt der Knöpfe fertig und von Tirol ins Ries gereist. Daniel Noack hat mir freundlicherweise einige Fotos vom Einziehen der Posamentenknöpfe in die Polster geschickt:

Die Posamentenknöpfe werden in die Sofapolster und Betthäupter eingezogen.
Fotos: Daniel Noack/Haapo 1910

Der neue Hoteltrakt in Oettingen hat bereits Gestalt angenommen: Die Zimmermodule wurden per Tieflader angeliefert und mit dem Autokran millimetergenau neben- und übereinander platziert.

Fertig eingerichtet werden die einzelnen Zimmermodule mit dem Autokran zum Hoteltrakt zusammengesetzt.
Fotos: Werner Rensing

Wenn die Zimmer am Kran einschweben, sind sie bereits vollständig eingerichtet – eine faszinierende Vorstellung. Eine Vorstellung von den Räumen liefern einige Bilder der Zimmerei Stark, auf denen zwar keine Sofas, aber immerhin Betthäupter mit Posamentenknöpfen zu sehen sind:

Auf den ersten Fotos der Hotelzimmer erkennt man die Posamentenknöpfe an den gepolsterten Betthäuptern.
Fotos: Zimmerei Stark

Ich kann es kaum erwarten, das fertige Hotel zu sehen und hoffentlich einen Blick in eines der Zimmer zu werfen. Zwar kann ich mich nicht mit dem Titel „königliche Hoflieferantin“ schmücken, aber immerhin behaupten, ich hätte schon „Knöpfe für die Krone“ geliefert. Das wäre nicht mal übertrieben.

Allerlei Herausforderungen

Im Mai waren für die #buttonchallenge2023 Pastelltöne gefordert.

Eigentlich möchte man meinen, das Leben einer Knopfmacherin sei recht beschaulich: Sie macht es sich bei einer Tasse Tee oder Kaffee im Schatten auf der Terrasse gemütlich, wickelt, webt und lauscht dabei einem Hörbuch, oder sie sitzt bei Prosecco oder Aperol Spritz in einer fröhlichen Runde, die gemeinsam neue Muster erkundet.

So ist das tatsächlich bisweilen, allerdings bei weitem nicht immer (vor allem, wenn die Knopfmacherin noch einen zweiten Beruf als Redakteurin hat). Und damit das Knopfmacherinnen-Dasein nicht allzu beschaulich wird, stellen wir uns immer wieder kleinen oder größeren Herausforderungen.

Die erste Knopf-Challenge: mein Projekt „One Button a Day“ im Jahr 2015

Angefangen hat alles 2015 mit meinem Projekt „One Button a Day“. Damals hatte ich gerade das berühmte „graue Buch“ (Monika Hoede et alii, Posamentenknöpfe, Augsburg 2014) lektoriert und war bereits mit dem Knopfvirus infiziert. Um einen Ausgleich zur Redaktionsarbeit am Computer zu schaffen, habe ich mir die Aufgabe gestellt, ein Jahr lang jeden Tag einen Knopf anzufertigen und – um die Herausforderung auch wirklich ernst zu nehmen – auf Facebook zu posten. Mit großer Resonanz habe ich damals nicht gerechnet, allenfalls gehofft, dass ein paar wohlmeinende Freundinnen mein Vorhaben mit erhobenen Däumchen unterstützen würden.

Erinnert sich noch jemand an die Diskussion um den Grexit? Ihm habe ich 2015 einen Knopf des Tages gewidmet.

Oft habe ich für meinen Knopf des Tages ein aktuelles Ereignis gewählt – manchmal von öffentlichem, manchmal von privatem Interesse. So habe ich zum Beispiel der Diskussion um den Grexit (ach, das waren noch Zeiten!), dem Valentinstag oder dem Geburtstag von Freunden Knöpfe gewidmet. Tatsächlich habe ich das ganze Jahr durchgehalten und schon nach wenigen Wochen über das Echo auf Facebook gestaunt. Wenn ich bis zum späten Abend noch kein Foto gepostet hatte, kamen schon mal Nachfragen von mir (damals noch) fremden Menschen, die sich besorgt erkundigten, ob alles in Ordnung sei.

Zu meiner eigenen Überraschung war „One Button a Day“ auch ein Thema für die Medien: Die Augsburger Allgemeine brachte einen großen Beitrag über das Projekt, die (inzwischen leider eingestellte) Zeitschrift „Handmade Kultur“ veröffentlichte eine dreiseitige Strecke, und der Bayerische Rundfunk berichtete in einer einstündigen Musiksendung darüber.

Auch auf Reisen habe ich jeden Tag einen Knopf gestaltet. Dieses Goldstück entstand aus Material, das ich beim Kroatienurlaub in einem Handarbeitsgeschäft in Trogir entdeckt hatte.

Als das Jahr zu Ende ging, trauerten einige Fans des Projekts dem täglichen Knopf nach. Zum Glück übernahm meine großartige Kollegin Gina Barrett aus England die Idee und startete 2016 mit „One Button a Day“. (Inzwischen hat sie sogar schon ein zweites Jahr angehängt.)

Seither sind einige weitere Knopf-Herausforderungen entstanden:

In der deutschsprachigen Facebook-Gruppe Knöpfe, in der seit Jahren mehr als 400 Knopfbegeisterte ihre Werke zeigen und einander bei Fragen zu Knopfthemen unterstützen, hat Karin Gössl 2021 Themen wie „Zwirnknöpfe mit Kronkorken“, „Advent in Rot-Grün“ oder „Herzen und Blumen“ genannt und aus den dazu eingesandten Fotos einen Wochenkalender für 2022 gestaltet.

„Chocolate“ lautete eines der Themen in Gina Barretts Challenge „One Button a Week“ im Jahr 2022. Mir ist dazu ein Schoko-Muffin mit Karamellguss eingefallen.

Gina Barrett hat in ihrer Facebook-Gruppe Gina B. Silkworks Group 2022 zur #52buttonschallenge eingeladen, für die sie jede Woche ein Thema genannt hat. In diesem Jahr zieht Gina jeden Monat aus ihrer persönlichen Lostrommel zwei Begriffe als Inspiration für Knöpfe (oder andere textile Kunstwerke).

Ausnahmsweise mal kein Knopf: Zum Begriffspaar „red | creature“ in Gina Barretts Textilkunst-Projekt 2023 habe ich mein Kreuzstich-Stachelschwein nach einer frühbarocken Vorlage fotografiert. (Vorlage aus Irmgard Gierl, Stick- und Webmuster des Frühbarock, Rosenheim 1983, Seite 63)

Zum Januar-Begriffspaar „red | creature“ ist mir ein Stachelschwein in Kreuzstich wieder eingefallen, das ich nach einer frühbarocken Vorlage gestickt habe. Aber meistens beteilige ich mich doch mit Knöpfen an der Challenge #monthlymake2023, im Mai beispielsweise mit einem Bäumchenknopf zum Thema „cute | multicolour“. Wer Lust hat, auch dabei zu sein, kann jederzeit einsteigen. Aktuell lautet das Begriffspaar „blue | plant“.

Niedlich und mehrfarbig: Ich finde das Bäumchen passt ganz gut zum Mai-Thema „cute | multicolour“.

Aber auch in der oben schon erwähnten deutschsprachigen Gruppe Knöpfe auf Facebook gibt es in diesem Jahr eine Herausforderung, die Eveline Groß aus Österreich ins Leben gerufen hat: Sie nennt jeden Monat eine Farbkombination, in der beliebige Knöpfe gestaltet werden können. Für Menschen wie mich, die sich sehr gern in einem Farbkosmos (bei mir bekanntlich Blaugrün-Petrol-Mint-Türkis) bewegen, ist das die perfekte Gelegenheit, aus dem eigenen Farbtopf herauszukrabbeln und sich ganz bewusst auf neue Farben einzulassen. Im Eingangsfoto zu diesem Beitrag seht ihr beispielsweise meine Kollektion in Pastelltönen für den Monat Mai und unten die grau-gelben Knöpfe für April.

Grau und Gelb waren die Farben, die Eveline Groß im April für die Challenge #colourofthemonth aufgerufen hat.

Zugegeben: Manchmal bin ich mit meinen Beiträgen ziemlich spät dran, aber ich versuche immer, eine Werk zu Gina Barretts Projekt beizusteuern, und arbeite oft die Beispielknöpfe, an denen ich in Kursen die Techniken erkläre, in Evelines Farben des Monats.

Aktuell hänge ich auch ein bisschen hinterher, obwohl im Juni Petrol und Orange an der Reihe sind und ich folglich meiner Blaugrün-Leidenschaft frönen könnte. Viel habe ich noch nicht geschafft, aber ich werde auf jeden Fall noch den einen oder anderen Knopf gestalten.

Petrol und Orange sind die Farben des Monats Juni. Diesen Glatten Knopf habe ich mit den wundervoll lebendig pflanzengefärbten Garnen von Britta Schmidthüsen (Living Colours) gestaltet.

Immerhin ist mir ein Glatter Knopf mit den wundervollen pflanzengefärbten Garnen von Britta Schmidthüsen gelungen, die neulich in meinem Kurs an der VHS Ehingen dabei war. Ihr Firmenname Living Colours ist Programm: Die Farben kommen herrlich lebendig raus.

Ansonsten stecke ich gerade in einem spannenden Projekt, für das ich noch mehr als hundert Knöpfe anfertigen darf: auch das eine echte Herausforderung, die ich gerne annehme. Hier ein Arbeitsfoto – mehr dazu gibt’s in einem der nächsten Blog-Einträge.

Die ersten von mehr als hundert Knöpfen für ein spannendes Projekt.

Viktorianische Variationen

Eine spannende und ereignisreiche Trachtenwerkwoche liegt hinter mir und wird sicher noch eine ganze Weile nachklingen. Nachdem ich im vergangenen Jahr einer Gruppe die Grundlagen der Posamenten- und Zwirnknopfmacherei beibringen durfte, hatte sich Monika Hoede, die Trachtenberaterin des Bezirks Schwaben, diesmal ein ganz besonderes Thema gewünscht: Posamentenknöpfe im viktorianischen Stil, wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode waren. (Einige Originale kann man online an Kostümen aus dem Fundus des Metropolitan Museum of Art, New York, bewundern.)

Blüte und Stern, Empire, Snowflake und Pinwheel: Die Posamentenknöpfe im viktorianischen Stil waren Thema meines fünftägigen Workshops bei der Trachtenwerkwoche.

Bei dieser Art textiler Knöpfe wird über einem mit Stoff oder Garn bezogenen Rohling ein speichenartiges Grundgerüst aus Fäden, die sogenannte Tortenschnürung, gespannt und kunstvoll bestickt. Je nach Art der Stickerei entstehen Blüte oder Stern, Empire, Snowflake oder Pinwheel, wie die englische Knopfmacherin Gina Barrett die unterschiedlichen Muster in ihrem Buch Buttons – A Passementerie Workshop Manual (Lincolnshire 2013) nennt. Sie hat übrigens eine ganze Reihe interessanter Originale auf Pinterest zusammengetragen.

Über viele Wochen hinweg habe ich mich in dieses interessante Thema vertieft, Musterknöpfe angefertigt, Schritt-für-Schritt-Fotos aufgenommen, Anleitungsblätter und eine Powerpoint-Präsentation erarbeitet und war dann ziemlich enttäuscht, dass der Kurs im Februar wegen geringer Anmeldezahlen auf der Kippe stand. Umso schöner, dass schließlich ein knopfbegeistertes Quartett zusammenkam, das mit mir die Möglichkeiten der historischen Techniken erkundete.

Mit Stoff oder Garn bezogene Holzrohlinge dienen als Grundlage für viktorianische Knöpfe. Nicht historisch korrekt, aber interessant zu bearbeiten sind außerdem Abschnitte von Filzkugeln.

Womöglich wähnte sich meine Gruppe gleich zu Beginn auf dem falschen Dampfer, denn statt Holzrohlingen und Garn gab es erst einmal Vlies- und Kammzugwolle, warmes Wasser in Schüsseln, Seife, Handtücher und genoppte Silikontopflappen. Wir filzten tischtennisballgroße Kugeln, aus denen wir später kuppelförmige Rohlinge schneiden wollten. Und weil die Filzkugeln einige Tage zum Trocknen brauchen, mussten wir sie möglichst früh herstellen.

Anschließend umwickelten wir Holzrohlinge mit Baumwollsticktwist oder überzogen sie mit Stoff. Was für ein Glück, dass in den anderen Workshops genäht wurde! So bekamen wir zusätzlich zu den von mir mitgebrachten Patchworkstoffen wundervolle Reste von Jacquardgeweben, Seiden-, Samt- und sogar Tweedstoffen, mit denen wir experimentieren konnten. Da wurden winzige Rohlinge mit feiner Seide umhüllt und Kreise aus grobem Tweed um Holzkuppeln mit 5 cm Durchmesser gespannt. Jedes neue Stückchen Stoff, das aus einem der anderen Räume in unsere Knopfwerkstatt wanderte, inspirierte uns, sodass am Ende jede und jeder von uns mindestens ein halbes Dutzend vorbereitete Rohlinge vor sich liegen hatte.

Work in progress: Hier entstehen Blütenknöpfe im viktorianischen Stil – und jeder wirkt anders.

An Blüte und Stern erkundeten wir tags darauf die unterschiedliche Wirkung von Rückstichen und Stielstichen in Runden, widmeten uns an den folgenden Tagen der dekorativen Randgestaltung am Empire- und Snowflake-Knopf und schlossen schließlich mit dem Windrad- oder Pinwheel-Knopf ab, bei dem durch geschicktes Sticken ein spitzenartiges Muster auf der Grundlage aus Stoff oder Garn entsteht. Besonders gefreut und beeindruckt haben mich dabei die Fantasie und die Kreativität, mit der die drei Frauen und der Mann in meinem Kurs Stiche und Gestaltungsmöglichkeiten kombinierten oder neue Varianten erfanden. Als wir die Ergebnisse der Kurswoche für das Abschlussfoto arrangierten, staunten wir selbst über die Vielfalt an unterschiedlichen Knöpfen.

Kaum zu glauben, dass eine der Teilnehmerinnen sich noch nie zuvor mit dem Thema Posamentenknöpfe beschäftigt hatte! Ihr gelangen von Anfang an ebenso schöne und kunstvolle Werke wie allen anderen, und in einer Pause holte sie mal eben mit mir die Grundlagen für Sternknopf und Glatten Knopf nach. Chapeau!

Wie schon im vergangenen Jahr war es wunderbar, ein Thema über mehrere Tage hinweg zu entwickeln und dabei – anders als bei Tages- oder Abendkursen – auch die Muße für eigene Gestaltungsvarianten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu haben. Ein großer Luxus, den ich sehr zu schätzen weiß!

Einige Dutzend fantasievoll gestalteter Knöpfe im viktorianischen Stil kamen in der Trachtenwerkwoche zusammen – und zusätzlich einige Harlekinknöpfe aus den Schnupperkursen.

Immer wieder wurden wir durch zusätzliche Angebote aus unseren Workshop-Räumen gelockt, zum Beispiel bei der Stoff- und Garn-Tauschbörse, bei der allerlei Schätze aus den Schränken und Nähstuben der Teilnehmerinnen ans Licht kamen: altes Leinen, Zählstoffe und Stickbänder aus einem aufgelassenen Handarbeitsladen, überzählige Strickgarnknäuel, Bänder, Borten, Knöpfe, historische Nadelmäppchen und Skurrilitäten wie alte Bügeleisen, die sich hervorragend als Gewichte beim Nähen eignen, und eine Pelzstola aus Urgroßmutters Zeiten. Gut eine Stunde lang wurde gesichtet, getauscht und gefeilscht, bis viele der Raritäten eine neue Besitzerin gefunden hatten.

Stoffe, Bänder, Borten, Garne und allerlei Skurriles wie diese historischen Bügeleisen wechselten bei der Tauschbörse die Besitzerinnen.

Am Donnerstagnachmittag und -abend hatten die Teilnehmerinnen aller Workshops die Gelegenheit, in andere Bereiche hineinzuschnuppern. Bei Maria Tyroller wurden Ringtaschen als edle Alternative zur Plastiktüte geschneidert, Monika Hoede zeigte, wie dekorative Schachteln aus Graupappe nach Vorbildern aus dem 19. Jahrhundert genäht werden, Ute Palmer-Wagner erklärte das Sticken von sogenannten Flohfenstern, und ich lud zum Gestalten von Harlekinknöpfen ein.

Harlekinknöpfe, mal knallbunt, mal dezent Ton in Ton, wurden in den beiden Schnupperkursen gewickelt und gewebt.

Zehn Teilnehmerinnen in zwei Gruppen ließen sich auf das Knopf-Abenteuer ein und kreierten sechseckige Knöpfe mit Rhombenmuster – manche in den typischen Harlekinfarben Gelb, Rot, Blau und Grün oder anderen stark kontrastierenden Farbkombinationen, manche in Blau- und Grüntönen mit leuchtend kontrastierenden Rasterlinien in Orange oder zurückhaltend Ton in Ton.

Ein abendlicher Ausflug führte uns alle ins rund 15 Kilometer entfernte Krumbach zum Landauer-Haus, dem Sitz der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben. Dort informierte uns der Historiker Alexander Smit, wissenschaftlicher Volontär der Einrichtung, über die Geschichte des traditionsreichen Hauses, das einst der Familie jüdischer Geschäftsleute gehört hatte, und führte durch die Knopfausstellung mit historischen Originalen und modernen Interpretationen der alten Knöpfe .

Der Historiker Alexander Smit, wissenschaftlicher Volontär der Trachtenkultur-Beratung, führte die Teilnehmerinnen der Trachtenwerkwoche durch die Räume des Landauer-Hauses und zeigte unter anderem die dort ausgestellten Mustertrachten.
Der Knopftisch verbindet meine beiden Berufe: Der alte Setzkasten aus einer Druckerei steht für das Redaktionsbüro, die Knöpfe darin kommen aus der Knopfwerkstatt. Foto: Georg Drexel

Dort gab es auch ein Wiedersehen mit meinem Knopftisch, der schon einige Jahre mit der Ausstellung gewandert ist und nun dauerhaft seinen Platz bei der Trachtenkultur-Beratung gefunden hat, was mich sehr freut.

1 Kugel = 2 viktorianische Knöpfe: Die Filzkugel habe ich wie zwei halbkugelförmige Filzrohlinge mit Blütenmotiven und Snowflake-Borte bestickt.

Während des anschließenden Gedankenaustauschs bei Getränken und Gebäck habe ich eine Idee umgesetzt, die mir am Nachmittag durch den Kopf geschossen war: Wenn man zwei Filzhalbkugeln als Knopfrohlinge verwenden kann, müsste doch eine vollständige Kugel ebenfalls mit einer Tortenschnürung versehen und im viktorianischen Stil bestickt werden können. Also verpasste ich einer Kugel einen provisorischen „Äquator“ aus Garn, überspannte sie mit einer Tortenschnürung und stickte erst zwei Snowflake-Borten ober- und unterhalb der Äquatorlinie und anschließend je eine doppelte Blüte auf die Pole – einmal im Rück- und einmal im Stielstich, bevor ich den Hilfsfaden für den „Äquator“ wieder entfernte. Das Ergebnis ermutigt mich, an diesem Experiment weiterzuarbeiten.

Auch ein anderes Projekt reizt mich schon lange: das sogenannte Strunz- oder Schnorrtäschchen, wie es Monika Hoede schon vor Jahren für unser gemeinsames (und inzwischen leider längst vergriffenes) Buch „Die ganze Welt der Knöpfe“ angefertigt und beschrieben hat. Sie schreibt dazu: „Strunztäschchen dienen als zusätzliche Tasche zur Eingrifftasche im Rock. Die Strunztäschchen wurden unter der Schürze umgebunden; ihre individuelle Schönheit verbarg sich also im Alltag. […] Ein Strunztäschchen mag Taschentücher, Geld und kleine Habseligkeiten enthalten; für den Kirchgang Klingelbeutelgeld und ein Sträußchen zum Dran-Riechen und Wachhalten; für den Besuch bei der Freundin ein Strickzeug als Ausrede, damit man nicht dem Müßiggang verfiel. Die mir aus Hessen und Franken bekannten Taschen kenne ich als Schnorrtaschen; das steht für Müßiggang und hat nichts mit dem Schnorren im Sinne von Betteln […] zu tun.“

Dieses Strunztäschchen hat Monika Hoede aus einer Stickerei von Trudel Hoede angefertigt.

Inzwischen gestaltet Monika Hoede gern als Erinnerung an eine bestimmte Zeit Strunztäschchen, die sie mit allerlei Elementen aus eben dieser Lebensphase versieht. Die Tasche, die während der Trachtenwerkwoche in Babenhausen entstand, ist unter anderem mit Schneckenknöpfen von den Knopfmachertagen vor einigen Wochen und mit einem bunten Harlekinknopf verziert.

Dieses reich mit Bändern, Borten, Quasten und Knöpfen verzierte Strunztäschchen erinnert Monika Hoede an das Frühjahr 2023.

Die Idee fasziniert mich. Und weil ich während der Trachtenwerkwoche einige Stoffreste in hinreißenden Blaugrüntönen geschenkt bekommen oder gegen Knöpfe eingetauscht habe, liegt das Material für mein Strunztäschchen schon bereit. Jetzt fehlt nur noch die Zeit.

Aus diesen zauberhaften Stoffen könnte mein Strunztäschchen entstehen.

Apropos Zeit: Auch wenn am Beginn der Trachtenwerkwoche der Abschied in weiter Ferne zu liegen schien, verflogen die Tage im Nu. Trotzdem habe ich in einer Mittagspause einen kleinen Spaziergang ins Städtchen geschafft und die sehr sehenswerte Pfarrkirche St. Andreas mit einem ungewöhnlichen Kreuzweg-Treppenhaus besucht.

Das Fuggerschloss und die Pfarrkirche St. Andreas prägen die Innenstadt von Babenhausen.

Bei einem gemeinsamen Frühstück im Café Rosa haben wir einander schließlich am Sonntagvormittag gegenseitig die Werke der Woche präsentiert und endlich auch die Spenzer, Röcke und Leibchen als Ganzes gesehen, mit deren Stoffresten wir unsere Knopfrohlinge überzogen hatten. An manch einem der Modelle hat zu unserer Freude auch einer der viktorianischen Knöpfe Platz gefunden.

Bevor wir alle die Heimreise antraten, hat Monika Hoede uns verraten, dass die Planung für die nächste Trachtenwerkwoche schon läuft: Sie wird wieder mit mehreren Workshops in der Woche nach Ostern vom 2. bis zum 7. April 2024 stattfinden. Es lohnt sich, die Tage schon jetzt im neuen Kalender zu blocken und im Urlaubskalender einzutragen!

Mit einem üppigen Frühstück im Café Rosa endete die Trachtenwerkwoche am Sonntag.

Woolinale und Wiedersehensfreude

Schon vor dem Südeingang zur Messe Köln wurden die Besucherinnen und Besucher von Yarnbombing-Werken begrüßt.

Köln steht seit Jahrzehnten alljährlich im Frühjahr auf meinem Reiseplan: Dann nämlich findet dort die h+h cologne, die größte internationale Fachmesse für Handarbeit und Hobby, statt, bei der ich als Redakteurin für Textilthemen Kolleginnen und Kollegen, Ansprechpartnerinnen bei Firmen und Auftraggeberinnen bei Verlagen treffe. Corona hat diese Routine abrupt unterbrochen: Für 2020 hatte ich schon die Zugfahrten und das Hotel gebucht, als die Messe pandemiebedingt abgesagt wurde. Nach drei Jahren Messepause kam ich nun also zum ersten Mal wieder an den Rhein und freute mich nicht nur darauf, viele Bekannte wiederzusehen, sondern war auch gespannt auf die Woolinale, das 1. Internationale Yarnbombing Festival, im Rahmen der Messe.

Ich wurde nicht enttäuscht: Elke Hahn (Gassenmaschen) und ihr Woolinale-Team hatten Exponate von Textilkünstlerinnen und -künstlern aus aller Welt zu einer beeindruckenden Ausstellung am und im Südeingang der Koelnmesse arrangiert. Dort konnten übrigens alle Interessierten sich die überwiegend gestrickten und gehäkelten Werke ansehen, während die Messe selbst Fachbesucherinnen und -besuchern vorbehalten war. (Allen, denen der Zutritt verwehrt blieb, sei zum Trost gesagt: Anders als bei Verbrauchermessen wie der Creative in Dortmund und der Nadelwelt in Karlsruhe oder Friedrichshafen gibt es auf der h+h cologne fast nichts zu kaufen. Dort werden Kontakte geknüpft und gepflegt, Neuheiten präsentiert und vor allem Bestellungen aufgegeben.)

Fantasievoll umhäkelte Masten vor dem Eingang der Messe Köln waren Teil der Woolinale.

Wer vom Bahnhof Deutz aus die Treppen zur Messe hinaufstieg, wurde bereits auf dem Vorplatz von fantasievoll umhäkelten und umstrickten Masten empfangen: Laternengeistern von der Maschengilde, „A Rose to Hug“ von Yarn Vandalette Gaby Schreyer, einem Feenbaum von Flinkenadel Alena Becker und den monochrom in Beige und Wollweiß gearbeiteten „Corals“ von Marianne Seimann, um nur einige zu nennen.

Eine ganze Wand voller Friedenssymbole von Handarbeitsfans aus aller Welt

Hunderte individuell mit Garn und Nadeln gestalteter Peace-Symbole an einem Bauzaun links neben dem Eingang richteten einen eindringlichen Friedensappell an die internationalen Gäste der Messe.

Gegenüber, auf der rechten Seite des Eingangs lud der Selfie-Schmetterling der Yarn Gang aus vielen hundert Granny-Squares zum Fotografieren ein:

Der Granny-Square-Schmetterling der Yarn Gang wurde hunderte Male fotografiert.

Was sich alles aus Strick- und Häkelmaschen kreieren lässt, war dann in der Eingangshalle zu bestaunen. Lebensgroß gehäkelte Vögel, eine Gruppe von Kängurus im Lace-Look („Mel’s Mob“ von Nini & Wink), Mitmachaktionen wie der „Weg zum Frieden“ von Annett Neßmann, das riesige Diorama „Kölsche Korallen“, witzige Textilskulpturen und politische Statements …

Besonders gefreut habe ich mich, endlich Elke Hahn kennenzulernen, die ich schon zu filzfun-Zeiten für ein Interview über ihre Ausstellung gehäkelter Schriftsteller in diversen öffentlichen Büchereien hatte gewinnen wollen. (Leider hat sich damals keine der beteiligten Bibliotheken auf meine Mails hin gemeldet.) Zusammen mit Heike Unger und David Wasser bildete sie in Köln das Woolinale-Team, das gut gelaunt Auskunft gab und die Aufmerksamkeit für die Yarnbombing-Ausstellung verdientermaßen genoss.

Eine erstaunliche Vielfalt an textilen Werken war bei der Woolinale zu sehen.
„Mel’s Mob“ von Nini & Wink gehört zu meinen persönlichen Woolinale-Favoriten.
Mit ihrem Werk „Homelessness“ gewann Elena Biancardi aus der Schweiz den ersten Preis der Woolinale 2023.
Den zweiten Platz belegte „Wind of change“ von Une Tarlabasi.
Am „Weg zum Frieden“ von Annett Neßmann konnte jede Besucherin und jeder Besucher der Woolinale ein paar Zentimeter weiterhäkeln oder -stricken.

Es war nicht ganz einfach, mich von der Ausstellung im Foyer loszureißen, aber schließlich war ich nach Köln gereist, um Menschen zu treffen, mit denen mich die gemeinsame Liebe zu Handarbeit, Stoffen, Garn und Nadeln, aber auch zu Zeitschriften und Büchern zu textilen Themen verbindet.

Zuallererst führte mich mein Weg zum Stand von MEZ zu Stefanie Biendel, mit der zusammen ich vor fast dreißig Jahren das allererste Buch zum Thema Sockenstricken auf dem deutschen Markt bei Augustus im Weltbild Verlag herausgebracht habe. Seither haben wir einander nie aus den Augen verloren und viele Projekte gemeinsam gestemmt. Bei ihr gab es ein Wiedersehen mit Lutz Staacke von Maleknitting und Kerstin Gruber von Landherzen, mit denen zusammen ich vor Jahren auf Einladung von Schachenmayr bei einem Workshop im tim Augsburg Wolle gefärbt habe. Außerdem gab’s ein kurzes, aber herzliches Hallo mit Arne und Carlos, deren Bücher ich für den frechverlag lektoriert habe.

Freude übers Wiedersehen mit Stefanie Biendel von Schachenmayr, Lutz Staacke von Maleknitting (Bild links), meiner Kollegin Janne Graf von THE KNITTER D (rechts oben) und Frau Feinmotorik Julia Hegenbart (rechts unten).

Der Versuch, die Messehallen mit System zu durchwandern, um auch wirklich alles zu sehen, scheitert bei mir spätestens nach dem zweiten Gang, weil ich dann regelmäßig die Orientierung verliere oder unterwegs zu einem Gespräch stehenbleibe und anschließend nicht mehr weiß, in welcher Richtung ich weitergehen wollte. Aber wie ein Staubsaugerroboter, der scheinbar wirr durchs Zimmer surrt und am Ende doch (hoffentlich) jede Stelle des Bodens mindestens einmal gesaugt hat, habe ich in zwei Tagen alle Stände gesehen, alle vereinbarten Termine wahrgenommen (auch wenn mir der Kölner Nahverkehr am zweiten Morgen durch Ausfälle und Verspätungen fast einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte) und mir eine Fülle an Neuheiten zeigen lassen. Sensationen waren zwar nicht dabei, aber einige hübsche und nützliche Hilfsmittel wie ein zierlicher Silberring bei addi zum Führen der Fäden beim Jacquardstricken, der den Finger aber auch ohne Garn schmückt, oder ein Tool zum leichten Einsetzen von Ösen und Druckknöpfen bei Prym.

Meiner Lieblingsfarbe bin ich an vielen Messeständen begegnet.
Flowerpower auf vier Rädern

Auf meinen erratischen Wegen über die drei Ebenen der Halle 11 bin ich auch immer wieder am etwa zehn Meter langen Yarnbombing-Fries vorbeigekommen, an dem David Wasser vom Woolinale-Team neben seinem zauberhaften roten Strickkraken Rede und Antwort stand.

Der gestrickte Krake von David Wasser wirkt geradezu lebendig.

Die Woolinale-Crew hatte vor der bunten Wand einen umstrickten Rahmen bereitgelegt, der während der gesamten Messetage unentwegt für Fotos im Einsatz war. Irgendwann konnte ich der Versuchung auch nicht mehr widerstehen und ließ mich von Heike Unger damit fotografieren.

Eines von vielen hundert Fotos, die während der Messe mit dem Woolinale-Rahmen aufgenommen wurden.

Als festen Termin hatte ich mir schließlich noch den Anstrick für den TahitiKAL bei Schachenmayr eingetragen: Frau Feinmotorik Julia Hegenbart hat wie schon dreimal vorher ein Tuch aus dem Baumwoll-Mischgarn Tahiti entworfen, das in einem Mystery-Knit-along (KAL) über mehrere Wochen gestrickt wird. Den ersten Teil der Anleitung und den ersten Knäuel Garn gab’s um zwölf Uhr Mittag am Stand. Die Stricknadeln sollte jede und jeder selbst mitbringen – und ich hatte meine morgens im Hotel liegenlassen. 🤦🏻‍♀️ Zum Glück hatten die Mitarbeiterinnen bei addi Nadeln ein Herz und überließen mir eine Rundstricknadel – sogar eine aus der neuen Unicorn-Serie mit einhornartig gedrehten Nadelspitzen und rosafarbenem Seil. 🦄 So konnte ich zusammen mit einer ganzen Schar von Fachhändlerinnen, Bloggerinnen und Redakteurinnen den Garter-Tab-Anschlag und die ersten Reihen des Tuchs „Maluhia“ stricken, das wiederum einen Bogen zur Peace-Wand der Woolinale schlägt: „Maluhia“ heißt auf Hawaiianisch „Frieden“, wie Schachenmayr auf der Website für den TahitiKAL erklärt.

Eine selten gespielte Verdi-Oper in einer begeisternden Inszenierung an der Kölner Oper

Am Abend machte ich mich von der Innenstadt dann noch einmal im strömenden Regen auf zur „schäl Sick“ nach Deutz, wo die Kölner Oper während der Bauarbeiten am Opernhaus im Staatenhaus residiert. Dort wurde zum letzten Mal die Oper „Luisa Miller“ von Giuseppe Verdi in der Inszenierung von Christoph Loy für das Glyndebourne Festival gezeigt. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich von dieser Oper, die auf Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ basiert, meiner Lebtag noch nichts gehört hatte. Was bin ich froh, noch eine Karte für die Dernière ergattert zu haben! So habe ich einen Abend mit wunderbarer Musik (Dirigent: Roberto Rizzi Brignoli) und berührendem Spiel erlebt. Die Oper „Luisa Miller“ werde ich auf jeden Fall nicht vergessen.

Zu meiner Überraschung und Freude hat am Sonntag dann auch die Heimfahrt reibungslos geklappt. (Auf der Hinfahrt hatte der Zug schon in Ulm gut eine halbe Stunde Verspätung. Bis Köln wurden dann 70 Minuten draus, unter anderem, weil zwischendurch eine Scheibe neu verklebt werden musste.) Die Fahrtzeit hat gereicht, um den ersten Teil des Maluhia-Tuchs fertigzustricken. Jetzt heißt es warten, bis Teil zwei in einer Woche veröffentlicht wird.

Im Zug von Köln nach Ulm habe ich den ersten Teil des Tuchs Maluhia fertiggestrickt.

Knopfmachertage: ein Wochenende im Flow

Wer hätte vor einigen Jahren geahnt, dass eines Tages erfahrene Knopfmacherinnen aus ganz Süddeutschland nach Krumbach reisen würden, um ein Wochenende lang an raffinierten Techniken zu tüfteln, voneinander zu lernen und Erfahrungen auszutauschen! Vergangenes Jahr mussten die Knopfmachertage der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben noch online stattfinden, diesmal kam rund ein Dutzend kreativer Frauen im wunderschönen Landauer-Haus zusammen und verbrachte je nach verfügbarer Zeit zwei bis drei Tage im Knopf-Flow.

Drei Tages-Workshops standen auf dem Programm:
– Languetten-Facetten mit Sandra-Janine Müller
– Garne kleben, annähen, umlegen mit Monika Hoede
– Schneckenknöpfe mit mir

Quasi zum Aufwärmen ließ Sandra uns am ersten Tag mit dem Staphorster Knopf auf der Basis des Glatten Knopfes beginnen, bei dem nach dem Einweben der Fäden das Sternmotiv in der Hintergrundfarbe erscheint. Die kontrastfarbenen Fäden, mit denen wir die Wicklungen für den Glatten Knopf oder Klassiker beendeten, dienten dabei nicht nur als Orientierung für den Beginn der Weberei, sondern ergeben auch noch einen zusätzlichen dekorativen Effekt.

Die Ergebnisse unserer Fingerübung am Beginn der Knopfmachertage: eine farbenfrohe Kollektion an Staphorster Knöpfen.

Doch schließlich hieß der Workshop am Freitag „Languetten-Facetten“. Deshalb schloss sich an den Staphorster Knopf der Krumbacher Westenknopf an: Auch hier bleibt das Sternmotiv negativ ausgespart, wird aber nicht von eingewebten Spannstichen, sondern von Languettenstichen eingerahmt.

Meine Staphorster Knöpfe und Krumbacher Westenknöpfe, die in den ersten Stunden der Knopfmachertage entstanden sind.

Wer meine Vorliebe für „Fifty Shades of Teal“, also alle Blaugrün-Schattierungen von Mint über Türkis bis Petrol kennt, wird sich vielleicht über meine Farbwahl für die Workshop-Knöpfe wundern. Natürlich hatte ich Garn in meinen Lieblingsfarben dabei, aber ich habe die Möglichkeit genutzt, kurz vor Ende des Monats noch ein paar Knöpfe in den von Eveline Groß in der Facebook-Gruppe „Knöpfe“ für März vorgeschlagenen Farben Grün, Lila und Gelb zu gestalten. Die Herausforderung „Farbe des Monats“ ist eine willkommene Gelegenheit, Farbkombinationen auszuprobieren, die man sonst eher nicht wählen würde. (Aber natürlich hoffe ich zuversichtlich darauf, dass Evi im Laufe des Jahres irgendwann die Farben des Wassers aufruft. 😉)

Auf den Fotos im Programm der Trachtenkultur-Beratung hatte Sandra schon den eigentlichen Clou des Tages präsentiert: den Dresdener Seestern. Dessen historisches Vorbild hat Monika Hoede im Museum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden entdeckt. Sandra hat den Knopf rekonstruiert und mit uns im Workshop einem ersten Praxistest unterzogen. Beim Languettieren der Sternkontur wird gleichzeitig ein Netz nach Art eines Wiener Stuhlgeflechts über die Mitte des Knopfes gewebt – ein außergewöhnlicher Effekt, der uns alle sofort begeisterte.

Meine ersten beiden Dresdener Seesterne – und bestimmt nicht meine letzten!

Am zweiten Knopfmachertag brachte Monika Hoede uns mit ungewohnten Materialien ziemlich ins Schwitzen: Kördelchen, Gimpe und Soutache tragen auf der Rückseite des Knopfes zu stark auf, wenn man wie gewohnt wickelt. Deshalb werden diese Materialien „umgelegt“, also auf der Rückseite von einem starken Nähfaden erfasst und sofort wieder zur Vorderseite geführt.

Erste Versuche im Umlegen von Gimpe und Soutache (Rückseite während der Arbeit und fertige Vorderseite)

Für alle, die es gewohnt sind, im kleinen Maßstab mit feinen Garnen zu arbeiten, war der Umgang mit den dicken Materialien gewöhnungsbedürftig. Das Ergebnis meines Experiments mit Kordeln unterschiedlicher Stärke wirkt ein bisschen wie ein Törtchen – fanden zumindest meine Kurskameradinnen, und Alexander Smit, der Wissenschaftliche Volontär der Trachtenkultur-Beratung, setzte den voluminösen Knopf folgerichtig in ein Muffinförmchen:

Das Ergebnis meines Experiments mit Kordeln unterschiedlicher Stärke

Quasi die Kirsche auf dem Törtchen ist ein Glatter Knopf im Miniaturformat über einem 12-mm-Rohling. Eine interessante Erfahrung, aber ich ziehe weiterhin die feineren Fäden vor.

Nach einem Vorbild von Monika Hoede ist schließlich ein weiterer Knopf aus verschiedenen Gimpen entstanden, dessen Machart auf der des Ottobeurer Knopfes basiert:

Bei diesem Knopf finde ich die zweifarbigen Bögen aus Gimpe in Beige und Orange sehr attraktiv.

Neben dem Gestalten von Knöpfen mit Gimpe, Soutache und Kordeln zeigte uns Monika, wie sich Fäden nachhaltig auf Röllchen aus Altpapier aufwickeln lassen (mit einem historischen Garnwickler, der eigentlich für die Spulen von Weberschiffchen vorgesehen ist), wie man einen sogenannten Schweif aus mehreren Einzelfäden anfertigt und zum Überziehen einer Großlochperle (z.B. für eine Quaste) verwendet und wie man Holzrohlinge mit einer Kordel als Grundlage für eine Tortenschnürung beklebt. Eigentlich wäre um 17 Uhr Feierabend gewesen, aber angesichts der Fülle an Information und Inspiration verließen wir das Landauer-Haus erst kurz vor 19 Uhr ziemlich erschöpft, aber auch voller Stolz auf das Geleistete.

Nach den Herausforderungen des vorhergehenden Tages war mein Thema „Schneckenknöpfe“ am Sonntag dann die reine Erholung. Leider hatten einige Teilnehmerinnen schon am Samstagabend abreisen müssen. So war die Gruppe – mit stark oberpfälzisch-niederbayerischem Schwerpunkt – klein, was wiederum ein intensives Üben und Arbeiten ermöglichte.

Wir begannen mit einem einfachen Schneckenknopf, bei dem spiralförmige Runden in ein Grundgerüst aus relativ dichten Speichen eingestickt werden. Das ist im Grunde eine reine Geduldsarbeit, aber das Ergebnis wirkt ausgesprochen reizvoll.

Beim Schneckenknopf sollte das kontrastfarbene Grundgerüst zwischen den spiralförmig eingestickten Runden hervorblitzen.

Für eine Variante dieses Grundtyps überzogen wir einen Rohling oder eine Großlochperle dicht mit Sticktwist und stickten flügelartige Motive ein.

Wenn man einen Kuppelrohling mit Sticktwist überzieht und mit Perl- oder Häkelgarn bestickt, entstehen solche propellerartigen Formen.

Ich hätte mit den Workshopteilnehmerinnen sehr gerne noch weitere Knopfarten ausprobiert, bei denen eine Grundlage in Spiralrunden bestickt wird, aber der letzte der drei Knopfmachertage war so schnell vorbei, dass wir nur noch mit dem Knopf schließen konnten, mit dem wir am Freitag begonnen hatten: mit dem Staphorster Knopf. Schon zur Kaffeezeit mussten die Ersten zu ihrer mehrstündigen Heimfahrt aufbrechen – nicht ohne dass wir zuvor die Ergebnisse dieses Tages auf einem Abschlussfoto dokumentiert hätten:

In meinem Workshop „Schneckenknöpfe“ wurde immer rundherum gestickt.

Angesichts der Arbeitsberge in Büro und Werkstatt hatte ich ursprünglich vorgehabt, nur zu meinem eigenen Kurs nach Krumbach zu reisen, dann aber doch einige Nachtschichten eingelegt, um an allen drei Tagen dabei sein zu können. Ich habe es nicht bereut! Drei Tage im Knopf-Flow mit neuen Anregungen und Herausforderungen haben sich sehr gelohnt – und nicht zuletzt hat der abendliche Gedankenaustausch mit anderen beim Wein viel Freude gemacht.

Mein kleines Alter Ego, die Knopfmacherin Helene der deutsch-amerikanischen Filzkünstlerin Silke Sordyl, war als stille Beobacherin bei den Knopfmachertagen dabei.

Viele neue Inspirationen

Seit einigen Tagen ist der große Arbeitstisch in der Knopfwerkstatt belegt: Die Druckerei hat elf Kartons mit den neuen Anleitungsblättern angeliefert – das ist immer ein Festtag nach vielen Wochen intensiver Arbeit an Fotos, Texten und Layout. Marion Waldmann, die das komplette Erscheinungsbild der Knopfwerkstatt einschließlich des Logos entworfen und alle Anleitungsblätter und den Ordner im Knopfwerkstatt-Design gestaltet hat, ist es zu verdanken, dass nun zehn neue Blätter zu interessanten und attraktiven Knöpfen die bisherige Sammlung ergänzen und auf inzwischen 36 Anleitungsblätter erweitern.

Große Freude in der Knopfwerkstatt: Die neuen Anleitungsblätter sind da!
Das sind die Themen der neuen Anleitungsblätter.

Einige Blätter sind Themen gewidmet, die ich in nächster Zeit in Kursen behandle – den Schneckenknopf und den Staphorster beispielsweise schon am kommenden Sonntag, 26. März, bei den Knopfmachertagen der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben, die viktorianischen Knöpfe zwei Wochen später bei der Trachtenwerkwoche in Babenhausen. Es sind aber auch einige attraktive Knöpfe dabei, an denen in der Knopfmacherei-Szene großes Interesse herrscht.

Der Harlekinknopf bietet viele interessante Möglichkeiten.

Auf einem privaten Knopfmacherinnentreffen Anfang des Jahres habe ich bei Linda Emmerling aus Nürnberg den Harlekinknopf gesehen und war sofort begeistert. Das Rhombenmuster auf einem sechseckigen Rohling bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten: mit kleinen oder größeren Rhomben, quietschbunt oder Ton in Ton, mit bayerischen Rauten in Weiß und Blau oder in einem klassischen Argyle-Muster.

Beim meinem Posamentenknopfkurs im Schweizer Ballenbergzentrum waren die Teilnehmerinnen vom Harlekinknopf begeistert und entwickelten ganz persönliche Farbkombinationen.

Im Februar habe ich den Harlekinknopf zum ersten Mal in einem Kurs vorgestellt: bei meinem Posamentenknopfkurs im Schweizer Ballenbergzentrum. Dort haben die Teilnehmerinnen das Muster auf Anhieb geliebt und mit Begeisterung eigene Farbkombinationen ausprobiert. Ich freue mich sehr, dass Linda mir erlaubt hat, die Schritt-für-Schritt-Anleitung zu diesem Knopf zu erarbeiten und auf einem Faltblatt zu veröffentlichen.

Das Motiv des Coburger Knopfes erinnert an einen Strohstern.

Der Coburger Knopf geistert schon seit einiger Zeit durch die diversen Knöpfegruppen in den sozialen Medien. Gudrun Jansen hat ihn an einem Kinderfrack im Museum auf der Veste Coburg entdeckt, entschlüsselt und ihre Erkenntnisse weitergegeben. Dass sie mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung einverstanden ist, dürfte viele Knopfbegeisterte freuen.

Immer rundherum wird beim Schneckenknopf, aber auch beim Staphorster und seinen Varianten gestickt.

Viel weniger auffällig als Harlekinknopf und Coburger ist der Schneckenknopf, bei dem ein speichenartiges Grundgerüst spiralförmig umstickt wird. Ähnlich entstehen Motive wie der Stern beim Staphorster oder beim Weißenburger Knopf, bei denen ein Glatter Knopf als Grundlage dient. Diese Techniken erforschen wir im Kurs „Schneckenknöpfe – immer rundherum“ am Sonntag, 26. März, im Rahmen der Knopfmachertage in Krumbach und in einem Online-Kurs am Mittwoch, 22. November.

Zu all diesen Knöpfen gibt es jetzt Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

Doch das sind nur einige der Knopfthemen, zu denen ich seit Beginn des Jahres Anleitungsblätter erarbeitet habe. Einen wichtigen Part spielen auch die viktorianischen Knöpfe, bei denen eine Tortenschnürung, ein Grundgerüst aus Fadenspeichen, kunstvoll umstickt wird, beispielsweise Snowflake, Empire und Pinwheel. Weil für all diese Knöpfe der Holzrohling erst einmal mit Garn oder Stoff überzogen werden muss, habe ich auch dazu eine Anleitung verfasst.

Darüber, dass das Interesse an den neuen Faltblättern – jeweils vier Seiten im DIN-A4-Format mit vielen Step-Fotos – groß ist, freue ich mich sehr. Viele Knopfmacherinnen (bisher kamen tatsächlich nur Bestellungen von Frauen) legen offensichtlich Wert auf eine vollständige Sammlung. Deswegen gibt’s jetzt die zehn neuen Anleitungsblätter in meinem Online-Shop bei kasuwa zum Komplettpreis von 18 Euro zzgl. Versandkosten.

Zum Ottobeurer Knopf gibt es jetzt ein neues Anleitungsblatt.

Und weil Marion Waldmann und ich schon im Flow waren, haben wir auch gleich das Blatt zum Ottobeurer Knopf von Grund auf überarbeitet. Die Vorgängerversion stammt aus der Zeit, als die Anleitungsblätter nur als Handreichung in Kursen gedacht waren, und auf Seite 4 war noch das Buch „Die ganze Welt der Knöpfe“ abgebildet, das leider seit Jahren vergriffen ist und nicht neu aufgelegt wird. Kurzum: Jetzt gibt es ein neues Anleitungsblatt zum Ottobeurer Knopf, auf dem auch das Grundgerüst genau beschrieben wird (früher habe ich da auf den Glatten Knopf verwiesen). Dieses Blatt lege ich dem Zehnerpack gratis bei, damit eure Anleitungssammlung auf dem neuesten Stand ist.

Das Lernen nach gedruckten Schritt-für-Schritt-Anleitungen ist eine Sache – aber noch mehr Spaß macht das gemeinsame Gestalten von Knöpfen in einem Kurs. Deswegen freue ich mich schon jetzt auf die nächsten Termine in Krumbach und Babenhausen, bei der VHS in Wertingen und bei Wollknoll in Oberrot, um nur einige zu nennen. Alle anstehenden Termine findet ihr hier auf meiner Website und auf einem Extra-Faltblatt, das ich euch ebenfalls mit den Anleitungsblättern mitschicke. Wir sehen uns hoffentlich bei der einen oder anderen Gelegenheit!

Rückschau und Ausblick

Zu diesem Weihnachtsknopf hat mich ein Vorbild der japanischen Knopfmacherin Minako Ono inspiriert.

Kaum zu glauben, dass dieses Jahr schon zu Ende ist! Im Wohnzimmer steht der Weihnachtsbaum und wartet darauf, geschmückt zu werden – bei uns traditionell mit Glasornamenten in den skurrilsten Formen vom Hamburger bis zum Hummer. Das beantwortet auch Emma Thompsons erstaunte Frage in dem Film „Tatsächlich Liebe“: „Bei Jesu Geburt waren Hummer anwesend?“ Was unseren Christbaum angeht, ja!

Kennt ihr den Brauch des Christbaumlobens? Hier im Zusamtal stattet man in der Weihnachtszeit Nachbarn und Freunden einen Besuch ab, um den jeweiligen Christbaum zu besichtigen, nach einer im Grün versteckten gläsernen Gurke zu fahnden und sowohl das Gesamtbild als auch die Details ausgiebig zu würdigen. Das Urteil über unseren Baum fällt dabei je nach ästhetischer Prägung ganz unterschiedlich aus. Während viele sich über Sardinendose, Roquefort-Ecke, Leuchtturm, Faultier und Arche Noah aus feinstem Glas begeistern, müssen Puristinnen und Fans klassischer Bäume mit nichts als roten Kugeln, Strohsternen und Wachskerzen oder Gäste der Teams „Weiß & Silber“ oder „Ganz in Pink“ sich unseren Baum schöntrinken. Denn eins steht fest: Egal, ob man den Baum großartig oder grässlich findet – man erhebt gemeinsam ein Stamperl Schnaps auf ihn.

Egal, ob man unsere Sammlung skurriler Glasanhänger schön oder scheußlich findet – den Schnaps beim Christbaumloben ist das Gesamtkunstwerk allemal wert.

Auch unsere Krippe wird keineswegs nur von der heiligen Familie, Hirten, Königen und Engeln bevölkert. Weil wir Südfrankreich lieben und schon seit einem Vierteljahrhundert provençalische Tonfigürchen, die sogenannten Santons, sammeln, geben sich rund um den Stall ein Fischer, ein Imker, ein einsamer Boulespieler, ein Müller, ein Bäcker, ein Arzt, der Maler Cezanne, ein Stierhirt aus der Camargue, eine Lavendelschnitterin, eine Strickerin und viele andere Personen ein Stelldichein zwischen Windmühle und Borie. In diesem Jahr gesellen sich unter anderem ein Zeitungsleser und eine Krankenschwester dazu. Die Damen und Herren werden noch ein wenig mehr zusammenrücken müssen als schon in den vergangenen Jahren – besonders, wenn an Dreikönig auch noch die Könige samt Dromedar, Elefant und Kamelführer zur Krippe ziehen.

Unsere provençalische Santon-Krippe umfasst inzwischen mehr als 70 Figuren.

In diesen Tagen blicke ich aber auch zurück auf ein ereignisreiches Jahr, in dem ich viel unterwegs war, um Menschen für die Knopfmacherei zu begeistern – darunter allein viermal in der Schweiz. Bei den Oktoberkursen am Ballenbergzentrum in Hofstetten hat die Teilnehmerin Susanne Granzow nicht nur Zwirn- und Posamentenknöpfe gestaltet, sondern auch fotografiert und mir ihre Bilder zur Verfügung gestellt – eine große Freude, denn während des Unterrichtens komme ich meistens nicht dazu, Bilder zu machen. Hier also eine kleine Auswahl ihrer Fotos:

Die Teilnehmerinnen am Zwirnknopfkurs im Ballenbergzentrum haben schnell eigene kreative Ideen entwickelt und beispielsweise Perlkappen und Rocailles eingearbeitet. (Foto: Susanne Granzow)
Mein Arbeitsplatz im Kurszentrum Ballenberg in der Schweiz (Foto: Susanne Granzow)
All diese fantastisch gelungenen Knöpfe sind an zwei Tagen im Posamentenknopfkurs entstanden. (Foto: Susanne Granzow)

Der Vollständigkeit halber hier noch die beiden Ergebnisfotos der Oktoberkurse in der Schweiz:

Zwirnknopfkurs am 12./13. Oktober 2022 am Ballenbergzentrum/Schweiz
Posamentenknopfkurs am 14./15. Oktober 2022 am Ballenbergzentrum/Schweiz

Fürs nächste Jahr sind drei Kursblöcke mit jeweils zwei Zwei-Tages-Kursen (Zwirnknöpfe bzw. Posamentenknöpfe) am Ballenbergzentrum für Februar, Juli und Oktober geplant.

Außer den Terminen in der Schweiz stehen auch einige weitere Kurstermine für 2023 im Kalender: in Roggenburg bei Ulm und in der Kunststätte Bossard in Niedersachsen, bei Wollknoll in Oberrot und bei der Volkshochschule Zusamtal, um nur einige zu nennen. Vom Drei-Stunden-Kurs am Abend bis zur kreativen Woche ist alles dabei. Hier findet ihr die komplette Liste, die ich immer wieder aktualisieren werde.

Wer ab und zu Informationen aus der Knopfwerkstatt bekommen möchte (nicht zu oft, denn dazu fehlt mir schlichtweg die Zeit), abonniert am besten den Newsletter. Aber auch auf Facebook und Instagram poste ich immer wieder Bilder und Neuigkeiten zu Kursen & Knöpfen.

In den nächsten Tagen werde ich erst einmal eine schöpferische Pause einlegen, bevor ich mich im neuen Jahr an neue Anleitungsblätter mache, zum Beispiel zu den viktorianischen Knöpfen und den Schneckenknöpfen, denn die sind Thema in der Trachtenwerkwoche in Babenhausen und bei den Knopfmachertagen in Krumbach.

Ich freue mich auf ein Kennenlernen oder Wiedersehen im neuen Jahr. Einstweilen wünsche ich euch und uns allen ein frohes, harmonisches und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in ein neues Jahr voller Gesundheit und Frieden.

Von Brandenburg ins Berner Oberland

18. September 2022

Mal die weiten Ebenen Brandenburgs, mal das bergige Berner Oberland: Auch in den vergangenen Wochen bin ich mit meiner Knopfwerkstatt weit herumgekommen, um Menschen für die Knopfmacherei zu begeistern.

Knöpfe, Kühe und Tomaten:
Kurswochenende auf dem Werenziahof

Sabine Reichert-Kassube macht aus ihrem Werenziahof im brandenburgischen Werenzhain ein Kunstprojekt.

Bei der Filzkünstlerin Sabine Reichert-Kassube war ich schon zum vierten Mal zu Gast: Zweimal habe ich in ihrem früheren Atelier in Berlin-Friedrichshagen Workshops gegeben. 2020 sollte mein Kurs der letzte dort vor dem Umzug nach Werenzhain sein, doch der fiel schon coronabedingt aus. So lernte ich das Kunstprojekt Werenziahof im vergangenen Jahr kennen und kam nun sehr gerne zurück, um wieder zwei Tage lang dort zu unterrichten.

Sabine Reichert-Kassube mit einer ihrer Laufenten

Seit meinem Besuch im August 2021 hatte sich einiges verändert: Der auf einer Seite offene Durchgang, in dem damals die Schwalben genistet hatten, ist nun auf beiden Seiten durch große Glasfronten geschlossen und mit einem fantasievollen Mosaikboden gepflastert, sodass ein lichter Wintergarten als Ausstellungs- und Aufenthaltsraum entstanden ist. Am Tag vor dem Workshop waren außerdem drei junge Laufenten auf dem Hof eingezogen, und im Waschhaus gab es eine kleine Ausstellung zum Thema „Kuh“ zu sehen.

Einige der Exponate in der Ausstellung zum Thema „Kuh“

Ihr Filzatelier hatte unsere Gastgeberin fast vollständig für den Knopfworkshop ausgeräumt, an dessen erstem Tag auch zwei Männer teilnahmen: Vater und Sohn einer vierköpfigen Familie aus Berlin, die immer wieder gemeinsam Kreativkurse besucht – vor einiger Zeit einen über das Drehen von Glasperlen, nun eben einen über Posamentenknopfmacherei. Eine Teilnehmerin hatte mich im vergangenen Jahr im Bayerischen Fernsehen entdeckt und sofort eine Freundin überredet, mit ihr gemeinsam den Workshop in Werenzhain zu buchen. Eine andere hatte bereits einen Knopfmachereikurs in der Trachtenkultur-Beratung in Krumbach absolviert und freute sich, ihre Kenntnisse näher an ihrem Wohnort Dresden erweitern zu können. Und Sabine Reichert-Kassubes Schwester Birgit verzichtete sogar einige Stunden lang auf das Programm des Sängerfestes in Finsterwalde, um ihre ersten Knöpfe zu gestalten. Begeistert nähte sie ihre Werke sofort an, sodass wir fürs Abschlussfoto ihre Jacke mit ins Bild drapieren mussten.

Wie immer übten wir die Grundtechniken am Sternknopf. Einige ambitionierte Teilnehmerinnen wagten sich dabei schon bald an zweifarbige Grundgerüste oder arbeiteten Folienspiegel ein. (Die sind immer eine willkommene Ausrede dafür, zwischendurch ein bisschen süße Nervennahrung zu naschen, um an gold- oder silberglänzende Folienstückchen zu kommen.)

Weil nicht alle am zweiten Tag dabei sein konnten, aber großes Interesse an der Zwirnknopftechnik äußerten, änderten wir das Programm kurzfristig und gestalteten Zwirnsterne, zum Teil schon mit integriertem Kronkorken.

Am Folgetag kehrten wir dann wieder zu den Variationen des Sternknopfs zurück und befassten uns mit meinem Lieblingsmodell, dem Augsburger Knopf, der nicht nur außerordentlich dekorativ ist, sondern sich wegen der dicht verwebten und überstickten Fäden auch sehr gut als Gebrauchsknopf eignet. Ich bin wirklich stolz darauf, welch schöne Exemplare im Kurs entstanden sind.

Die Ergebnisse der beiden Kurstage in Werenzhain

Zwischendurch haben wir uns ein wenig die Füße vertreten und einen ebenso begeisterten wie erfolgreichen Hobbygärtner in der Nachbarschaft besucht, der uns eingeladen hatte, seine mehr als dreißig Tomatensorten zu besichtigen und zu verkosten: Kaum zu glauben, wie unterschiedlich Tomaten schmecken können. Fasziniert haben uns auch die Bohnenpflanzen, die am Balkon hinauf ranken und große Mengen an dicken Bohnen in allen Größen und Farben liefern – fast so bunt wie unsere Knöpfe.

Besuch in der Tomatenausstellung (mit Exkurs zu dicken Bohnen): eine überwältigende Vielfalt!

Fazit: Der Wochenendkurs auf dem Werenziahof war über die Knopfmacherei hinaus bereichernd und überaus spannend. Ich komme gerne wieder.

Wir freuen uns über den gelungenen Wochenendkurs: Helene (links) und Sabine.

Bei den Textil-Profis in der Abegg-Stiftung

Kurz nach dem Wochenende in Brandenburg hat mich der Weg in die andere Richtung geführt: zur Abegg-Stiftung in Riggisberg in der Schweiz. Die Stiftung betreibt in der Nähe von Bern ein sehr sehenswertes Museum mit textilen Schätzen und anderen Kunstwerken aus mehreren Jahrtausenden sowie ein Atelier für Textilkonservierung und -restaurierung, in dem auch Studierende ausgebildet werden.

Das Museumsgebäude der Abegg-Stiftung in Riggisberg

Das Kollegium des Textil-Ateliers wollte der Restauratorin Corinna H. zum Übertritt in den Ruhestand ein außergewöhnliches Geschenk machen: einen gemeinsamen Knopfkurs. Eine wunderbare Idee, wie ich finde, und eine echte Herausforderung für mich, denn die Mitarbeiterinnen des Ateliers sind allesamt Koryphäen in diversen textilen Techniken.

Eine Herausforderung war der Kurs aber auch in anderer Hinsicht: Während ich sonst die Teilnehmerzahl auf acht bis zehn begrenze, ließ ich mich in Riggisberg wegen der textilen Expertise und des Abschieds-Events auf rund zwanzig ein, die zudem zwölf Nationen repräsentierten. Aber wie erwartet, waren alle mit großer Fertigkeit und Kompetenz bei der Sache, sodass weder die Klassengröße noch die unterschiedlichen Muttersprachen (alle verstanden und sprachen sehr gut Deutsch) ein Problem darstellten und wir zügig vorankamen.

Einige Impressionen aus dem Knopfmachereikurs an der Abegg-Stiftung

Wir begannen wieder mit dem Sternknopf und dem Glatten Knopf und gingen nach dem Mittagessen (einer köstlichen Bohnenquiche in der hauseigenen Cafeteria) direkt zum Viereckknopf mit gewebtem Muster über, weil einige Teilnehmerinnen Motive in ihren Knopf einweben wollten.

Völlig sprachlos war ich am Ende, als eine von ihnen ohne Anleitung einen gewebten Sternknopf allein nach einem Foto anfertigte und fand: „Das ist doch ganz logisch.“ Lakonischer Kommentar ihrer Nachbarin: „Sie kann das, schließlich ist sie Weberin.“ Ja dann … Leider wurde dieses erstaunliche Werk erst nach dem Abschlussfoto fertig.

Ergebnisse des Tageskurses an der Abegg-Stiftung

Nach knapp acht Stunden waren sage und schreibe 95 Knöpfe entstanden – auch bei der großen Teilnehmerzahl ein beachtliches Ergebnis. Freilich ist ein Kurs vor so vielen Menschen anstrengend, aber die Organisatorinnen haben alles dafür getan, dass ich mich rundherum wohlfühlen konnte. Falls sich eine Kollegin beispielsweise einen Zwirnknopfkurs zum Ausstand wünschen würde – ich wäre dazu gern bereit.

Am Tag nach dem erfolgreichen Kurs habe ich etwas wehmütig von der gastfreundlichen Abegg-Stiftung Abschied genommen und auf dem Heimweg noch einen Abstecher nach Bern gemacht. Dort wurde nämlich im Kunstmuseum just an dem Tag die Ausstellung „Gurlitt. Eine Bilanz“ über den Nachlass von Cornelius Gurlitt bzw. seinem Vater, dem Kunsthändler und Sammler Hildebrand Gurlitt, eröffnet. Ich hatte auf der Fahrt in die Schweiz einen Radiobeitrag über dieses Legat, die extrem aufwendige Provenienzforschung (Stichwort: Raubkunst) und die daraus entstandene Ausstellung gehört und spontan einer kunstsinnigen Freundin aus Zürich ein Treffen in Bern vorgeschlagen. Wir haben es nicht bereut! Wer bis Mitte Januar nach Bern kommt, sollte sich die Ausstellung nicht entgehen lassen.

Sehr empfehlenswert: die Ausstellung „Gurlitt. Eine Bilanz“ im Kunstmuseum Bern

Ausblick auf die nächsten Wochen

Inzwischen stehen die Kisten mit Kursmaterial, Anschauungsobjekten und Technik wieder in der Knopfwerkstatt. In den nächsten Tagen müssen einige Projekte im Redaktionsbüro fertig werden.

Aber schon Anfang Oktober geht die Knopfwerkstatt wieder auf Tour: Am Mittwoch, 5. Oktober, zeige ich in einem Workshop bei MEZ in Herbolzheim am Sternknopf die Grundlagen der Posamentenknopfmacherei. Und sozusagen als Bonus-Track fertigen wir einen Yorkshire Button an, der sich zu einem niedlichen Teddykopf weiterverarbeiten lässt.

Aus einem Yorkshire Button lässt sich ein hübscher Teddykopf zaubern.

Am darauf folgenden Wochenende 8./9. Oktober präsentiere ich meine Knöpfe auf dem 22. Schwäbischen Trachtenmarkt der Trachtenkultur-Beratung in Krumbach.

Das Maut-Pickerl für die Schweiz rentiert sich in diesem Jahr, denn am 11. Oktober zieht es mich wieder in die Schweiz: zum Ballenbergzentrum, wo ich vom 12. bis zum 15. Oktober zwei Knopfmachereikurse gebe.

Anfang November schließlich rollt die Knopfwerkstatt zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder nach Wien: Dort gebe ich am Mittwoch/Donnerstag, 2./3. November, einen Knopfkurs im Atelier von Sawatou Mouratidou und nehme am Wochenende 5./6. November am Markt „Kunst im Handwerk“ in Perchtoldsdorf teil.

Reichlich Gelegenheit also, einander (wieder) zu sehen! Ich freu mich drauf!