Ein Wochenende für Knopf-Verrückte

15. April 2024

Vor dem Landauer-Haus in Krumbach stimmte schon ein Banner auf die Knopfmachertage ein.

Der April steht dieses Jahr eindeutig im Zeichen der Knöpfe: Nur wenige Tage nach meiner Rückkehr von der Trachtenwerkwoche in Babenhausen habe ich mein rotes Knopfmobil wieder beladen und bin nach Krumbach zu den Knopfmachertagen gereist. Drei Tage intensives Lehren und Lernen zusammen mit anderen erfahrenen Knopfmacherinnen im Landauer-Haus, dem Sitz der Trachtenkultur-Beratungsstelle des Bezirks Schwaben standen an: Am Freitag stellte ich selbst die Muster und Möglichkeiten der viktorianischen Knöpfe vor; am Samstag präsentierte Sandra-Janine Müller neue Languetten-Facetten, und am Sonntag griff Trachtenberaterin Monika Hoede ihr Thema vom Vorjahr, das materialsparende Umlegen von Gimpe und Soutache wieder auf.

Blick die Kammel entlang zur Krumbacher St.-Michaels-Kirche
Konzentration und Genauigkeit waren an allen drei Kurstagen gefragt – hier beim Workshop „Viktorianische Knöpfe“. (Foto: Alexander Smit)

Tag 1: Viktorianische Knöpfe

Unter den Posamentenknöpfen aus Holzrohlingen und Garn nehmen die viktorianischen Knöpfe eine besondere Stellung ein. Sie schmückten beispielsweise aufwendige Kleider mit Krinolinen und Turnüren, wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode waren. Anders als bei den früheren „umsponnenen“ Posamentenknöpfen werden die Rohlinge normalerweise einfarbig mit Garnwicklungen bedeckt, über die dann ein Speichengerüst aus Garn, die sogenannte Tortenschnürung als Grundlage für kunstvolle Stickereien gespannt wird.

Folglich begannen wir unseren Streifzug durch die Welt der Knöpfe im viktorianischen Stil, indem wir Rohlinge mit Garnwicklungen oder Stoff überzogen. Außerdem hatte ich zu Hause schon Kugeln aus Merinowollvlies nassgefilzt, von denen wir kumpelförmige Segmente abschnitten und ebenfalls als Grundlage für viktorianische Stickereien verwendeten – historisch nicht korrekt, aber sehr praktisch, weil sich im Filz die Stiche beispielsweise für Umrandungen gut verankern und die Fadenenden unsichtbar verstehen lassen.

Angefangen bei Stern und Blüte, bei denen Rück- oder Stielstichrunden rund um die Knopfmitte gearbeitet und anschließend zusammengezogen werden, arbeiteten wir uns über den Schwälmer Hutknopf, bei dem dekorative schräge Stichgruppen das Zentrum säumen, bis zu Empire und Snowflake vor, deren raffinierte, spitzenartige Randborten sich auch für viele andere Knopfarten abwandeln lassen.

Viel Stoff für einen einzigen Tag! Umso mehr habe ich mich über das Interesse, die Geduld und die Bereitschaft der Kursteilnehmerinnen gefreut, sich auf diesen scharfen Ritt durch das Thema einzulassen, für das ich bei der Trachtenwerkwoche 2023 immerhin fast eine volle Woche Zeit gehabt hatte.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Entstanden sind viele schöne Knöpfe, die nun hoffentlich zu vielen weiteren Stick-Ideen in der Tortenschnürung inspirieren.

Die Ergebnisse des Workshops „Viktorianische Knöpfe“

Tag 2: Neue Languetten-Facetten

Mit Languetten-Facetten, vor allem mit dem „Dresdener Seestern“, hatten wir uns schon bei den Knopfmachertagen 2023 beschäftigt. Diesmal brachte Sandra-Janine Müller weitere Bildbeispiele historischer Knöpfe aus Dresden mit.

Sandra-Janine Müller

Anders als beispielsweise der Krumbacher Westenknopf basieren sie nicht auf dem Glatten Knopf, sondern auf dem Sternknopf, wobei das Zentrum mal mit einem entzückenden Blümchen, mal mit einer oder mehreren Rückstichrunden und mal mit einer Blüte aus Spannstichen oder Gorl gestaltet wird.

Die Ergebnisse des Workshops „Neue Languetten-Facetten“ von Sandra-Janine Müller

Ich habe alle drei Beispiele in meiner Lieblingsfarbe Petrol als Basis und leuchtendem Apfelgrün als Kontrastfarbe für die Stickerei gestaltet. Und natürlich hat mich der Ehrgeiz gepackt, die Gorltechnik, die ich in der Woche zuvor im Kurs von Jürgen Sturma geübt hatte, beim besonders herausfordernden letzten Knopf des Tages anzuwenden. Wie beim Augsburger Knopf werden dabei nämlich nicht nur die Flächen zwischen den Sternzacken, sondern auch die Sternzacken selbst mit Languettenstichen überstickt. Die umwerfende Wirkung lohnt die Mühe beim Sticken aber auf jeden Fall. „Ein Augenpulver“ würde meine Mutter diese fitzelige Arbeit vermutlich nennen.

Meine Knöpfe sind unschwer an der Farbauswahl zu erkennen.

Tag 3: Umlegen und Auflegen

Am dritten und letzten der drei Knopfmachertage hat Monika Hoede unsere Köpfe und Finger zum Qualmen gebracht: Bei der Technik des Umlegens können verhältnismäßig dicke Materialien wie Gimpe oder Soutache materialsparend verarbeitet werden. Dabei wird der Gimpe- oder Soutachefaden nur ein kleines Stück über die Kante des Knopfrohlings zur Rückseite geführt, dort durch Umschlingen mit Nähgarn oder Zwirn gesichert und sofort wieder auf die Vorderseite gelegt. Auf diese Weise wird erstens kostbares Material gespart, und zweitens bleibt die Rückseite erfreulich flach, während sich bei der üblichen Wickeltechnik ein dicker Hügel auf der Unterseite des Rohlings auftürmen würde.

Trachtenberaterin Monika Hoede, die das Knopfthema seit gut zwanzig Jahren erforscht und weitervermittelt (Archivbild aus dem Jahr 2023)

Wir lernten, die Spule mit der Gimpe oder den Knäuel des dicken Garns so zu beschweren oder umzuleiten, dass der Faden unter Spannung stand, mit einer Hand den Rohling zu halten und mit der anderen den Nähfaden zu führen und um die Gimpe zu legen und den Knopf stets in der richtigen Richtung zu drehen – auch für geübte Knopfmacherinnen keine leichte Aufgabe. Mit einigem Training (und etwas Glück) gelangen uns dann saubere Grundgerüste auf der Vorderseite und zierliche Dreiecke auf der Rückseite.

Bei der Umlegetechnik – hier für einen Glatten Knopf – bildet der Arbeitsfaden saubere Dreiecke auf der Rückseite des Rohlings.

Diese Grundgerüste durften wir anschließend mit gewickelten, eingewebten oder aufgestickten Verzierungen aus andersfarbiger Gimpe oder Soutache ausgestalten.

Die Ergebnisse des Workshops „Um- und Auflegen“ von Monika Hoede

Ich hatte mich schon bei den Knopfmachertagen 2023 mit der Umlegetechnik beschäftigt, aber übers Jahr viel zu wenig geübt und deshalb das meiste wieder vergessen. Jetzt haben mir einige Hinweise von Monika geholfen, die Methode endlich zu verstehen:
– Gimpe unter Spannung halten.
– Nur den Rohling, nicht aber die Gimpe festhalten.
– Beim Umlegen den Rohling zum Körper her drehen.
– Den Rohling beim Umschlingen der Gimpe mit dem Nähfaden immer in die gleiche Richtung drehen.
Am Abend waren mir neben vier fertigen Knöpfen noch einige Grundgerüste gelungen, an denen ich weiterüben kann (und muss!). Schwierigkeiten bereitet mir noch das Wickeln eines Glatten Knopfes allein in Umlegetechnik: Da muss ich erst noch herausfinden, wo ich wohin abbiegen muss. Aber auch das wird irgendwann klappen.

Meine vier Knöpfe in Umlegetechnik: Alles Weitere muss die Übung bringen!

Das Fazit der Knopfmachertage mit drei Intensiv-Workshops lautet ebenso trivial wie zutreffend: Man lernt nie aus! Auch nach Jahren als Knopfmacherin begeistert es mich, außergewöhnliche Techniken von Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, meine eigenen Erfahrungen weiterzugeben und mich mit anderen Knopfverrückten auszutauschen.

Der April war in dieser Hinsicht besonders ergiebig – und so freue ich mich schon jetzt auf die Trachtenwerkwoche und die Knopfmachertage 2025.

Stillleben aus dem Workshop „Viktorianische Knöpfe“ (Foto: Alexander Smit)

Ausblick auf die nächsten Wochen

Nach ein paar Urlaubstagen steht demnächst ein ganz besonderer Workshop im Knopfwerkstatt-Kalender: ein Junggesellinnenabschied, bei dem die Brautjungfern Knöpfe für das Brautkleid im Hobo-Stil anfertigen wollen. Ich bin sehr gespannt und freue mich drauf!

Ab Mai geht es dann wieder mit Märkten und Kursen weiter. Ich hoffe, wir treffen uns bei der einen oder anderen Gelegenheit!

Schaf- und Handarbeitstag
Pfingstmontag, 20. Mai 2024 (mit Knopfmacherei-Vorführung)
Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben, 88364 Wolfegg
bauernhaus-museum.de

Knopfwerkstatt: Viktorianische Posamentenknöpfe
Samstag–Sonntag, 25.–26. Mai 2024
Kunststätte Bossard, 21266 Jesteburg
bossard.de

Spitzen-Vielfalt 2024: HandwerksKunst ist Spitze
Samstag–Sonntag, 15.–16. Juni 2024 (Marktstand mit Schnupperkursen)
Tagunghaus Regina Pacis, 88299 Leutkirch
spitzengilde.de

Viktorianische Posamentenknöpfe
Samstag–Sonntag, 13.–14. Juli 2024
Wollwerk, 72525 Münsingen
wollwerk.shop

Knopfmachen: Zwirnknöpfe 🇨🇭
Donnerstag–Freitag, 18.–19. Juli 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Posamentenknöpfe 🇨🇭
Samstag–Sonntag, 20.–21. Juli 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Weitere Zwirn- und Posamentenknopfkurse im Ballenbergzentrum in der Schweiz sind für 17./18. Oktober (Zwirnknöpfe) und 19./20. Oktober (Posamentenknöpfe) geplant.
ballenbergkurse.ch

Neue Kurse und Markttermine

Noch bevor das Jahr 2024 begonnen hat, stehen schon einige Termine im Kalender der Knopfwerkstatt. Merkt sie euch vor und meldet euch möglichst frühzeitig an, damit die Veranstaltenden planen können. Den Link zum Anklicken findet ihr direkt unter dem jeweiligen Termin. Ich freue mich schon jetzt aufs Kennenlernen bzw. aufs Wiedersehen!

Knopfmacherei: Mandala-Malen mit Garn
Samstag–Sonntag, 20.–21. Januar 2024
VHS am Münsterplatz, 73525 Schwäbisch Gmünd
gmuender-vhs.de

Zwirnknopf als Rahmung: Kurs am Samstag, 27. Januar 2024, im Museum KulturLand Ries, Maihingen

Zwirnknopf als Rahmung – Souvenirs, Souvenirs …
Samstag, 27. Januar 2024
Museum KulturLand Ries, 86747 Maihingen
mklr.bezirk-schwaben.de

Der Zwirnknopf macht Karriere
Montag–Dienstag, 5.–6. Februar 2024
Wollknoll, 74420 Oberrot
wollknoll.de

Viktorianische Posamentenknöpfe
Mittwoch–Freitag, 7.–9. Februar 2024
Wollknoll, 74420 Oberrot
wollknoll.de

Wie Posamentenknöpfe in viktorianischer Tradition bezogen und kunstvoll bestickt werden, ist Thema bei verschiedenen Kursen im Jahr 2024.

Viktorianische Knöpfe – Best of …
(Schwälmer Hutknopf, Snowflake, Rohlinge mit Stoff beziehen)
Workshop im Rahmen der Knopfmachertage 
der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben (12.–14. April 2014)

Freitag, 12. April 2024, 10–17 Uhr
Trachtenkultur-Beratung, 86381 Krumbach
trachten.bezirk-schwaben.de

Schaf- und Handarbeitstag
Pfingstmontag, 20. Mai 2024 (mit Vorführung des Knopfmacherhandwerks)
Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben, 88364 Wolfegg
bauernhaus-museum.de

Am Wochenende 25./26. Mai bin ich hoch im Norden: in der Kunststätte Bossard in Jesteburg.

Knopfwerkstatt: Viktorianische Posamentenknöpfe
Samstag–Sonntag, 25.–26. Mai 2024
Kunststätte Bossard, 21266 Jesteburg
bossard.de

Knopfwerkstatt (2 Kurse)
Posamenten- und Zwirnknöpfe (Programm wird auf die Teilnehmenden abgestimmt)
1. Kurs (Einsteiger): Mittwoch–Freitag, 5.–7. Juni 2024
2. Kurs (Fortgeschrittene): Freitag–Sonntag, 7.–9. Juni 2024
Volkshochschule im Franziskanerkloster, 89584 Ehingen/Donau
Anmeldung bei Waltraud Steeb, E-Mail w.steeb@gmx.de

Spitzen-Vielfalt 2024: HandwerksKunst ist Spitze
Samstag–Sonntag, 15.–16. Juni 2024 (Marktstand mit Vorführung)
Tagungshaus Regina Pacis, 88299 Leutkirch
spitzengilde.de

Viktorianische Posamentenknöpfe: Kurs im Wollwerk Münsingen am 13./14. Juli 2024

Viktorianische Posamentenknöpfe
Samstag–Sonntag, 13.–14. Juli 2024
Wollwerk, 72525 Münsingen
wollwerk.shop

Knopfmachen: Zwirnknöpfe 🇨🇭
Donnerstag–Freitag, 18.–19. Juli 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Posamentenknöpfe 🇨🇭
Samstag–Sonntag, 20.–21. Juli 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Zwirnknöpfe 🇨🇭
Donnerstag–Freitag, 17.–18. Oktober 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Posamentenknöpfe 🇨🇭
Samstag–Sonntag, 19.–20. Oktober 2024
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Stand: Januar 2024


Viktorianische Variationen

Eine spannende und ereignisreiche Trachtenwerkwoche liegt hinter mir und wird sicher noch eine ganze Weile nachklingen. Nachdem ich im vergangenen Jahr einer Gruppe die Grundlagen der Posamenten- und Zwirnknopfmacherei beibringen durfte, hatte sich Monika Hoede, die Trachtenberaterin des Bezirks Schwaben, diesmal ein ganz besonderes Thema gewünscht: Posamentenknöpfe im viktorianischen Stil, wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode waren. (Einige Originale kann man online an Kostümen aus dem Fundus des Metropolitan Museum of Art, New York, bewundern.)

Blüte und Stern, Empire, Snowflake und Pinwheel: Die Posamentenknöpfe im viktorianischen Stil waren Thema meines fünftägigen Workshops bei der Trachtenwerkwoche.

Bei dieser Art textiler Knöpfe wird über einem mit Stoff oder Garn bezogenen Rohling ein speichenartiges Grundgerüst aus Fäden, die sogenannte Tortenschnürung, gespannt und kunstvoll bestickt. Je nach Art der Stickerei entstehen Blüte oder Stern, Empire, Snowflake oder Pinwheel, wie die englische Knopfmacherin Gina Barrett die unterschiedlichen Muster in ihrem Buch Buttons – A Passementerie Workshop Manual (Lincolnshire 2013) nennt. Sie hat übrigens eine ganze Reihe interessanter Originale auf Pinterest zusammengetragen.

Über viele Wochen hinweg habe ich mich in dieses interessante Thema vertieft, Musterknöpfe angefertigt, Schritt-für-Schritt-Fotos aufgenommen, Anleitungsblätter und eine Powerpoint-Präsentation erarbeitet und war dann ziemlich enttäuscht, dass der Kurs im Februar wegen geringer Anmeldezahlen auf der Kippe stand. Umso schöner, dass schließlich ein knopfbegeistertes Quartett zusammenkam, das mit mir die Möglichkeiten der historischen Techniken erkundete.

Mit Stoff oder Garn bezogene Holzrohlinge dienen als Grundlage für viktorianische Knöpfe. Nicht historisch korrekt, aber interessant zu bearbeiten sind außerdem Abschnitte von Filzkugeln.

Womöglich wähnte sich meine Gruppe gleich zu Beginn auf dem falschen Dampfer, denn statt Holzrohlingen und Garn gab es erst einmal Vlies- und Kammzugwolle, warmes Wasser in Schüsseln, Seife, Handtücher und genoppte Silikontopflappen. Wir filzten tischtennisballgroße Kugeln, aus denen wir später kuppelförmige Rohlinge schneiden wollten. Und weil die Filzkugeln einige Tage zum Trocknen brauchen, mussten wir sie möglichst früh herstellen.

Anschließend umwickelten wir Holzrohlinge mit Baumwollsticktwist oder überzogen sie mit Stoff. Was für ein Glück, dass in den anderen Workshops genäht wurde! So bekamen wir zusätzlich zu den von mir mitgebrachten Patchworkstoffen wundervolle Reste von Jacquardgeweben, Seiden-, Samt- und sogar Tweedstoffen, mit denen wir experimentieren konnten. Da wurden winzige Rohlinge mit feiner Seide umhüllt und Kreise aus grobem Tweed um Holzkuppeln mit 5 cm Durchmesser gespannt. Jedes neue Stückchen Stoff, das aus einem der anderen Räume in unsere Knopfwerkstatt wanderte, inspirierte uns, sodass am Ende jede und jeder von uns mindestens ein halbes Dutzend vorbereitete Rohlinge vor sich liegen hatte.

Work in progress: Hier entstehen Blütenknöpfe im viktorianischen Stil – und jeder wirkt anders.

An Blüte und Stern erkundeten wir tags darauf die unterschiedliche Wirkung von Rückstichen und Stielstichen in Runden, widmeten uns an den folgenden Tagen der dekorativen Randgestaltung am Empire- und Snowflake-Knopf und schlossen schließlich mit dem Windrad- oder Pinwheel-Knopf ab, bei dem durch geschicktes Sticken ein spitzenartiges Muster auf der Grundlage aus Stoff oder Garn entsteht. Besonders gefreut und beeindruckt haben mich dabei die Fantasie und die Kreativität, mit der die drei Frauen und der Mann in meinem Kurs Stiche und Gestaltungsmöglichkeiten kombinierten oder neue Varianten erfanden. Als wir die Ergebnisse der Kurswoche für das Abschlussfoto arrangierten, staunten wir selbst über die Vielfalt an unterschiedlichen Knöpfen.

Kaum zu glauben, dass eine der Teilnehmerinnen sich noch nie zuvor mit dem Thema Posamentenknöpfe beschäftigt hatte! Ihr gelangen von Anfang an ebenso schöne und kunstvolle Werke wie allen anderen, und in einer Pause holte sie mal eben mit mir die Grundlagen für Sternknopf und Glatten Knopf nach. Chapeau!

Wie schon im vergangenen Jahr war es wunderbar, ein Thema über mehrere Tage hinweg zu entwickeln und dabei – anders als bei Tages- oder Abendkursen – auch die Muße für eigene Gestaltungsvarianten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu haben. Ein großer Luxus, den ich sehr zu schätzen weiß!

Einige Dutzend fantasievoll gestalteter Knöpfe im viktorianischen Stil kamen in der Trachtenwerkwoche zusammen – und zusätzlich einige Harlekinknöpfe aus den Schnupperkursen.

Immer wieder wurden wir durch zusätzliche Angebote aus unseren Workshop-Räumen gelockt, zum Beispiel bei der Stoff- und Garn-Tauschbörse, bei der allerlei Schätze aus den Schränken und Nähstuben der Teilnehmerinnen ans Licht kamen: altes Leinen, Zählstoffe und Stickbänder aus einem aufgelassenen Handarbeitsladen, überzählige Strickgarnknäuel, Bänder, Borten, Knöpfe, historische Nadelmäppchen und Skurrilitäten wie alte Bügeleisen, die sich hervorragend als Gewichte beim Nähen eignen, und eine Pelzstola aus Urgroßmutters Zeiten. Gut eine Stunde lang wurde gesichtet, getauscht und gefeilscht, bis viele der Raritäten eine neue Besitzerin gefunden hatten.

Stoffe, Bänder, Borten, Garne und allerlei Skurriles wie diese historischen Bügeleisen wechselten bei der Tauschbörse die Besitzerinnen.

Am Donnerstagnachmittag und -abend hatten die Teilnehmerinnen aller Workshops die Gelegenheit, in andere Bereiche hineinzuschnuppern. Bei Maria Tyroller wurden Ringtaschen als edle Alternative zur Plastiktüte geschneidert, Monika Hoede zeigte, wie dekorative Schachteln aus Graupappe nach Vorbildern aus dem 19. Jahrhundert genäht werden, Ute Palmer-Wagner erklärte das Sticken von sogenannten Flohfenstern, und ich lud zum Gestalten von Harlekinknöpfen ein.

Harlekinknöpfe, mal knallbunt, mal dezent Ton in Ton, wurden in den beiden Schnupperkursen gewickelt und gewebt.

Zehn Teilnehmerinnen in zwei Gruppen ließen sich auf das Knopf-Abenteuer ein und kreierten sechseckige Knöpfe mit Rhombenmuster – manche in den typischen Harlekinfarben Gelb, Rot, Blau und Grün oder anderen stark kontrastierenden Farbkombinationen, manche in Blau- und Grüntönen mit leuchtend kontrastierenden Rasterlinien in Orange oder zurückhaltend Ton in Ton.

Ein abendlicher Ausflug führte uns alle ins rund 15 Kilometer entfernte Krumbach zum Landauer-Haus, dem Sitz der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben. Dort informierte uns der Historiker Alexander Smit, wissenschaftlicher Volontär der Einrichtung, über die Geschichte des traditionsreichen Hauses, das einst der Familie jüdischer Geschäftsleute gehört hatte, und führte durch die Knopfausstellung mit historischen Originalen und modernen Interpretationen der alten Knöpfe .

Der Historiker Alexander Smit, wissenschaftlicher Volontär der Trachtenkultur-Beratung, führte die Teilnehmerinnen der Trachtenwerkwoche durch die Räume des Landauer-Hauses und zeigte unter anderem die dort ausgestellten Mustertrachten.
Der Knopftisch verbindet meine beiden Berufe: Der alte Setzkasten aus einer Druckerei steht für das Redaktionsbüro, die Knöpfe darin kommen aus der Knopfwerkstatt. Foto: Georg Drexel

Dort gab es auch ein Wiedersehen mit meinem Knopftisch, der schon einige Jahre mit der Ausstellung gewandert ist und nun dauerhaft seinen Platz bei der Trachtenkultur-Beratung gefunden hat, was mich sehr freut.

1 Kugel = 2 viktorianische Knöpfe: Die Filzkugel habe ich wie zwei halbkugelförmige Filzrohlinge mit Blütenmotiven und Snowflake-Borte bestickt.

Während des anschließenden Gedankenaustauschs bei Getränken und Gebäck habe ich eine Idee umgesetzt, die mir am Nachmittag durch den Kopf geschossen war: Wenn man zwei Filzhalbkugeln als Knopfrohlinge verwenden kann, müsste doch eine vollständige Kugel ebenfalls mit einer Tortenschnürung versehen und im viktorianischen Stil bestickt werden können. Also verpasste ich einer Kugel einen provisorischen „Äquator“ aus Garn, überspannte sie mit einer Tortenschnürung und stickte erst zwei Snowflake-Borten ober- und unterhalb der Äquatorlinie und anschließend je eine doppelte Blüte auf die Pole – einmal im Rück- und einmal im Stielstich, bevor ich den Hilfsfaden für den „Äquator“ wieder entfernte. Das Ergebnis ermutigt mich, an diesem Experiment weiterzuarbeiten.

Auch ein anderes Projekt reizt mich schon lange: das sogenannte Strunz- oder Schnorrtäschchen, wie es Monika Hoede schon vor Jahren für unser gemeinsames (und inzwischen leider längst vergriffenes) Buch „Die ganze Welt der Knöpfe“ angefertigt und beschrieben hat. Sie schreibt dazu: „Strunztäschchen dienen als zusätzliche Tasche zur Eingrifftasche im Rock. Die Strunztäschchen wurden unter der Schürze umgebunden; ihre individuelle Schönheit verbarg sich also im Alltag. […] Ein Strunztäschchen mag Taschentücher, Geld und kleine Habseligkeiten enthalten; für den Kirchgang Klingelbeutelgeld und ein Sträußchen zum Dran-Riechen und Wachhalten; für den Besuch bei der Freundin ein Strickzeug als Ausrede, damit man nicht dem Müßiggang verfiel. Die mir aus Hessen und Franken bekannten Taschen kenne ich als Schnorrtaschen; das steht für Müßiggang und hat nichts mit dem Schnorren im Sinne von Betteln […] zu tun.“

Dieses Strunztäschchen hat Monika Hoede aus einer Stickerei von Trudel Hoede angefertigt.

Inzwischen gestaltet Monika Hoede gern als Erinnerung an eine bestimmte Zeit Strunztäschchen, die sie mit allerlei Elementen aus eben dieser Lebensphase versieht. Die Tasche, die während der Trachtenwerkwoche in Babenhausen entstand, ist unter anderem mit Schneckenknöpfen von den Knopfmachertagen vor einigen Wochen und mit einem bunten Harlekinknopf verziert.

Dieses reich mit Bändern, Borten, Quasten und Knöpfen verzierte Strunztäschchen erinnert Monika Hoede an das Frühjahr 2023.

Die Idee fasziniert mich. Und weil ich während der Trachtenwerkwoche einige Stoffreste in hinreißenden Blaugrüntönen geschenkt bekommen oder gegen Knöpfe eingetauscht habe, liegt das Material für mein Strunztäschchen schon bereit. Jetzt fehlt nur noch die Zeit.

Aus diesen zauberhaften Stoffen könnte mein Strunztäschchen entstehen.

Apropos Zeit: Auch wenn am Beginn der Trachtenwerkwoche der Abschied in weiter Ferne zu liegen schien, verflogen die Tage im Nu. Trotzdem habe ich in einer Mittagspause einen kleinen Spaziergang ins Städtchen geschafft und die sehr sehenswerte Pfarrkirche St. Andreas mit einem ungewöhnlichen Kreuzweg-Treppenhaus besucht.

Das Fuggerschloss und die Pfarrkirche St. Andreas prägen die Innenstadt von Babenhausen.

Bei einem gemeinsamen Frühstück im Café Rosa haben wir einander schließlich am Sonntagvormittag gegenseitig die Werke der Woche präsentiert und endlich auch die Spenzer, Röcke und Leibchen als Ganzes gesehen, mit deren Stoffresten wir unsere Knopfrohlinge überzogen hatten. An manch einem der Modelle hat zu unserer Freude auch einer der viktorianischen Knöpfe Platz gefunden.

Bevor wir alle die Heimreise antraten, hat Monika Hoede uns verraten, dass die Planung für die nächste Trachtenwerkwoche schon läuft: Sie wird wieder mit mehreren Workshops in der Woche nach Ostern vom 2. bis zum 7. April 2024 stattfinden. Es lohnt sich, die Tage schon jetzt im neuen Kalender zu blocken und im Urlaubskalender einzutragen!

Mit einem üppigen Frühstück im Café Rosa endete die Trachtenwerkwoche am Sonntag.

Knopfmachertage: ein Wochenende im Flow

Wer hätte vor einigen Jahren geahnt, dass eines Tages erfahrene Knopfmacherinnen aus ganz Süddeutschland nach Krumbach reisen würden, um ein Wochenende lang an raffinierten Techniken zu tüfteln, voneinander zu lernen und Erfahrungen auszutauschen! Vergangenes Jahr mussten die Knopfmachertage der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben noch online stattfinden, diesmal kam rund ein Dutzend kreativer Frauen im wunderschönen Landauer-Haus zusammen und verbrachte je nach verfügbarer Zeit zwei bis drei Tage im Knopf-Flow.

Drei Tages-Workshops standen auf dem Programm:
– Languetten-Facetten mit Sandra-Janine Müller
– Garne kleben, annähen, umlegen mit Monika Hoede
– Schneckenknöpfe mit mir

Quasi zum Aufwärmen ließ Sandra uns am ersten Tag mit dem Staphorster Knopf auf der Basis des Glatten Knopfes beginnen, bei dem nach dem Einweben der Fäden das Sternmotiv in der Hintergrundfarbe erscheint. Die kontrastfarbenen Fäden, mit denen wir die Wicklungen für den Glatten Knopf oder Klassiker beendeten, dienten dabei nicht nur als Orientierung für den Beginn der Weberei, sondern ergeben auch noch einen zusätzlichen dekorativen Effekt.

Die Ergebnisse unserer Fingerübung am Beginn der Knopfmachertage: eine farbenfrohe Kollektion an Staphorster Knöpfen.

Doch schließlich hieß der Workshop am Freitag „Languetten-Facetten“. Deshalb schloss sich an den Staphorster Knopf der Krumbacher Westenknopf an: Auch hier bleibt das Sternmotiv negativ ausgespart, wird aber nicht von eingewebten Spannstichen, sondern von Languettenstichen eingerahmt.

Meine Staphorster Knöpfe und Krumbacher Westenknöpfe, die in den ersten Stunden der Knopfmachertage entstanden sind.

Wer meine Vorliebe für „Fifty Shades of Teal“, also alle Blaugrün-Schattierungen von Mint über Türkis bis Petrol kennt, wird sich vielleicht über meine Farbwahl für die Workshop-Knöpfe wundern. Natürlich hatte ich Garn in meinen Lieblingsfarben dabei, aber ich habe die Möglichkeit genutzt, kurz vor Ende des Monats noch ein paar Knöpfe in den von Eveline Groß in der Facebook-Gruppe „Knöpfe“ für März vorgeschlagenen Farben Grün, Lila und Gelb zu gestalten. Die Herausforderung „Farbe des Monats“ ist eine willkommene Gelegenheit, Farbkombinationen auszuprobieren, die man sonst eher nicht wählen würde. (Aber natürlich hoffe ich zuversichtlich darauf, dass Evi im Laufe des Jahres irgendwann die Farben des Wassers aufruft. 😉)

Auf den Fotos im Programm der Trachtenkultur-Beratung hatte Sandra schon den eigentlichen Clou des Tages präsentiert: den Dresdener Seestern. Dessen historisches Vorbild hat Monika Hoede im Museum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden entdeckt. Sandra hat den Knopf rekonstruiert und mit uns im Workshop einem ersten Praxistest unterzogen. Beim Languettieren der Sternkontur wird gleichzeitig ein Netz nach Art eines Wiener Stuhlgeflechts über die Mitte des Knopfes gewebt – ein außergewöhnlicher Effekt, der uns alle sofort begeisterte.

Meine ersten beiden Dresdener Seesterne – und bestimmt nicht meine letzten!

Am zweiten Knopfmachertag brachte Monika Hoede uns mit ungewohnten Materialien ziemlich ins Schwitzen: Kördelchen, Gimpe und Soutache tragen auf der Rückseite des Knopfes zu stark auf, wenn man wie gewohnt wickelt. Deshalb werden diese Materialien „umgelegt“, also auf der Rückseite von einem starken Nähfaden erfasst und sofort wieder zur Vorderseite geführt.

Erste Versuche im Umlegen von Gimpe und Soutache (Rückseite während der Arbeit und fertige Vorderseite)

Für alle, die es gewohnt sind, im kleinen Maßstab mit feinen Garnen zu arbeiten, war der Umgang mit den dicken Materialien gewöhnungsbedürftig. Das Ergebnis meines Experiments mit Kordeln unterschiedlicher Stärke wirkt ein bisschen wie ein Törtchen – fanden zumindest meine Kurskameradinnen, und Alexander Smit, der Wissenschaftliche Volontär der Trachtenkultur-Beratung, setzte den voluminösen Knopf folgerichtig in ein Muffinförmchen:

Das Ergebnis meines Experiments mit Kordeln unterschiedlicher Stärke

Quasi die Kirsche auf dem Törtchen ist ein Glatter Knopf im Miniaturformat über einem 12-mm-Rohling. Eine interessante Erfahrung, aber ich ziehe weiterhin die feineren Fäden vor.

Nach einem Vorbild von Monika Hoede ist schließlich ein weiterer Knopf aus verschiedenen Gimpen entstanden, dessen Machart auf der des Ottobeurer Knopfes basiert:

Bei diesem Knopf finde ich die zweifarbigen Bögen aus Gimpe in Beige und Orange sehr attraktiv.

Neben dem Gestalten von Knöpfen mit Gimpe, Soutache und Kordeln zeigte uns Monika, wie sich Fäden nachhaltig auf Röllchen aus Altpapier aufwickeln lassen (mit einem historischen Garnwickler, der eigentlich für die Spulen von Weberschiffchen vorgesehen ist), wie man einen sogenannten Schweif aus mehreren Einzelfäden anfertigt und zum Überziehen einer Großlochperle (z.B. für eine Quaste) verwendet und wie man Holzrohlinge mit einer Kordel als Grundlage für eine Tortenschnürung beklebt. Eigentlich wäre um 17 Uhr Feierabend gewesen, aber angesichts der Fülle an Information und Inspiration verließen wir das Landauer-Haus erst kurz vor 19 Uhr ziemlich erschöpft, aber auch voller Stolz auf das Geleistete.

Nach den Herausforderungen des vorhergehenden Tages war mein Thema „Schneckenknöpfe“ am Sonntag dann die reine Erholung. Leider hatten einige Teilnehmerinnen schon am Samstagabend abreisen müssen. So war die Gruppe – mit stark oberpfälzisch-niederbayerischem Schwerpunkt – klein, was wiederum ein intensives Üben und Arbeiten ermöglichte.

Wir begannen mit einem einfachen Schneckenknopf, bei dem spiralförmige Runden in ein Grundgerüst aus relativ dichten Speichen eingestickt werden. Das ist im Grunde eine reine Geduldsarbeit, aber das Ergebnis wirkt ausgesprochen reizvoll.

Beim Schneckenknopf sollte das kontrastfarbene Grundgerüst zwischen den spiralförmig eingestickten Runden hervorblitzen.

Für eine Variante dieses Grundtyps überzogen wir einen Rohling oder eine Großlochperle dicht mit Sticktwist und stickten flügelartige Motive ein.

Wenn man einen Kuppelrohling mit Sticktwist überzieht und mit Perl- oder Häkelgarn bestickt, entstehen solche propellerartigen Formen.

Ich hätte mit den Workshopteilnehmerinnen sehr gerne noch weitere Knopfarten ausprobiert, bei denen eine Grundlage in Spiralrunden bestickt wird, aber der letzte der drei Knopfmachertage war so schnell vorbei, dass wir nur noch mit dem Knopf schließen konnten, mit dem wir am Freitag begonnen hatten: mit dem Staphorster Knopf. Schon zur Kaffeezeit mussten die Ersten zu ihrer mehrstündigen Heimfahrt aufbrechen – nicht ohne dass wir zuvor die Ergebnisse dieses Tages auf einem Abschlussfoto dokumentiert hätten:

In meinem Workshop „Schneckenknöpfe“ wurde immer rundherum gestickt.

Angesichts der Arbeitsberge in Büro und Werkstatt hatte ich ursprünglich vorgehabt, nur zu meinem eigenen Kurs nach Krumbach zu reisen, dann aber doch einige Nachtschichten eingelegt, um an allen drei Tagen dabei sein zu können. Ich habe es nicht bereut! Drei Tage im Knopf-Flow mit neuen Anregungen und Herausforderungen haben sich sehr gelohnt – und nicht zuletzt hat der abendliche Gedankenaustausch mit anderen beim Wein viel Freude gemacht.

Mein kleines Alter Ego, die Knopfmacherin Helene der deutsch-amerikanischen Filzkünstlerin Silke Sordyl, war als stille Beobacherin bei den Knopfmachertagen dabei.

Rückschau und Ausblick

Zu diesem Weihnachtsknopf hat mich ein Vorbild der japanischen Knopfmacherin Minako Ono inspiriert.

Kaum zu glauben, dass dieses Jahr schon zu Ende ist! Im Wohnzimmer steht der Weihnachtsbaum und wartet darauf, geschmückt zu werden – bei uns traditionell mit Glasornamenten in den skurrilsten Formen vom Hamburger bis zum Hummer. Das beantwortet auch Emma Thompsons erstaunte Frage in dem Film „Tatsächlich Liebe“: „Bei Jesu Geburt waren Hummer anwesend?“ Was unseren Christbaum angeht, ja!

Kennt ihr den Brauch des Christbaumlobens? Hier im Zusamtal stattet man in der Weihnachtszeit Nachbarn und Freunden einen Besuch ab, um den jeweiligen Christbaum zu besichtigen, nach einer im Grün versteckten gläsernen Gurke zu fahnden und sowohl das Gesamtbild als auch die Details ausgiebig zu würdigen. Das Urteil über unseren Baum fällt dabei je nach ästhetischer Prägung ganz unterschiedlich aus. Während viele sich über Sardinendose, Roquefort-Ecke, Leuchtturm, Faultier und Arche Noah aus feinstem Glas begeistern, müssen Puristinnen und Fans klassischer Bäume mit nichts als roten Kugeln, Strohsternen und Wachskerzen oder Gäste der Teams „Weiß & Silber“ oder „Ganz in Pink“ sich unseren Baum schöntrinken. Denn eins steht fest: Egal, ob man den Baum großartig oder grässlich findet – man erhebt gemeinsam ein Stamperl Schnaps auf ihn.

Egal, ob man unsere Sammlung skurriler Glasanhänger schön oder scheußlich findet – den Schnaps beim Christbaumloben ist das Gesamtkunstwerk allemal wert.

Auch unsere Krippe wird keineswegs nur von der heiligen Familie, Hirten, Königen und Engeln bevölkert. Weil wir Südfrankreich lieben und schon seit einem Vierteljahrhundert provençalische Tonfigürchen, die sogenannten Santons, sammeln, geben sich rund um den Stall ein Fischer, ein Imker, ein einsamer Boulespieler, ein Müller, ein Bäcker, ein Arzt, der Maler Cezanne, ein Stierhirt aus der Camargue, eine Lavendelschnitterin, eine Strickerin und viele andere Personen ein Stelldichein zwischen Windmühle und Borie. In diesem Jahr gesellen sich unter anderem ein Zeitungsleser und eine Krankenschwester dazu. Die Damen und Herren werden noch ein wenig mehr zusammenrücken müssen als schon in den vergangenen Jahren – besonders, wenn an Dreikönig auch noch die Könige samt Dromedar, Elefant und Kamelführer zur Krippe ziehen.

Unsere provençalische Santon-Krippe umfasst inzwischen mehr als 70 Figuren.

In diesen Tagen blicke ich aber auch zurück auf ein ereignisreiches Jahr, in dem ich viel unterwegs war, um Menschen für die Knopfmacherei zu begeistern – darunter allein viermal in der Schweiz. Bei den Oktoberkursen am Ballenbergzentrum in Hofstetten hat die Teilnehmerin Susanne Granzow nicht nur Zwirn- und Posamentenknöpfe gestaltet, sondern auch fotografiert und mir ihre Bilder zur Verfügung gestellt – eine große Freude, denn während des Unterrichtens komme ich meistens nicht dazu, Bilder zu machen. Hier also eine kleine Auswahl ihrer Fotos:

Die Teilnehmerinnen am Zwirnknopfkurs im Ballenbergzentrum haben schnell eigene kreative Ideen entwickelt und beispielsweise Perlkappen und Rocailles eingearbeitet. (Foto: Susanne Granzow)
Mein Arbeitsplatz im Kurszentrum Ballenberg in der Schweiz (Foto: Susanne Granzow)
All diese fantastisch gelungenen Knöpfe sind an zwei Tagen im Posamentenknopfkurs entstanden. (Foto: Susanne Granzow)

Der Vollständigkeit halber hier noch die beiden Ergebnisfotos der Oktoberkurse in der Schweiz:

Zwirnknopfkurs am 12./13. Oktober 2022 am Ballenbergzentrum/Schweiz
Posamentenknopfkurs am 14./15. Oktober 2022 am Ballenbergzentrum/Schweiz

Fürs nächste Jahr sind drei Kursblöcke mit jeweils zwei Zwei-Tages-Kursen (Zwirnknöpfe bzw. Posamentenknöpfe) am Ballenbergzentrum für Februar, Juli und Oktober geplant.

Außer den Terminen in der Schweiz stehen auch einige weitere Kurstermine für 2023 im Kalender: in Roggenburg bei Ulm und in der Kunststätte Bossard in Niedersachsen, bei Wollknoll in Oberrot und bei der Volkshochschule Zusamtal, um nur einige zu nennen. Vom Drei-Stunden-Kurs am Abend bis zur kreativen Woche ist alles dabei. Hier findet ihr die komplette Liste, die ich immer wieder aktualisieren werde.

Wer ab und zu Informationen aus der Knopfwerkstatt bekommen möchte (nicht zu oft, denn dazu fehlt mir schlichtweg die Zeit), abonniert am besten den Newsletter. Aber auch auf Facebook und Instagram poste ich immer wieder Bilder und Neuigkeiten zu Kursen & Knöpfen.

In den nächsten Tagen werde ich erst einmal eine schöpferische Pause einlegen, bevor ich mich im neuen Jahr an neue Anleitungsblätter mache, zum Beispiel zu den viktorianischen Knöpfen und den Schneckenknöpfen, denn die sind Thema in der Trachtenwerkwoche in Babenhausen und bei den Knopfmachertagen in Krumbach.

Ich freue mich auf ein Kennenlernen oder Wiedersehen im neuen Jahr. Einstweilen wünsche ich euch und uns allen ein frohes, harmonisches und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in ein neues Jahr voller Gesundheit und Frieden.

Kurstermine 2023

Für 2023 steht eine ganze Reihe von Kursterminen in meinem Kalender: Vom dreistündigen Abendkurs in Wertingen – quasi ein Heimspiel – bis zum Wochenendkurs in Niedersachsen, mehrtägigen Workshops in der Schweiz und zur kompletten Kreativwoche in Babenhausen ist alles dabei. Scrollt euch durch und meldet euch bei Interesse möglichst frühzeitig an, damit die Veranstaltenden planen können. Die Links findet ihr bei den Kursangeboten.

Souvenirs, Souvenirs: In einen Zwirnknopf lassen sich Münzen, dekorative Kronkorken oder Teile alter Metallknöpfe effektvoll integrieren.

Souvenirs, Souvenirs – Erinnerungen im Zwirnknopf

Samstag, 18. Februar 2023, 13–18 Uhr
Bildungszentrum Roggenburg
kloster-roggenburg.de

Knopfmachen: Zwirnknöpfe

Mittwoch–Donnerstag, 22.–23. Februar 2023
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch/de/kursangebot/kurse/knopfmachen-zwirnknoepfe/

Knopfmachen: Posamentenknöpfe

Freitag–Samstag, 24.–25. Februar 2023
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch/de/kursangebot/kurse/knopfmachen-posamentenknoepfe/

Achtung: Weitere Knopfmachereikurse im Schweizer Ballenbergzentrum sind für Juli und Oktober geplant (siehe Termine unten).

Souvenirs, Souvenirs: Zwirnknopf mit Inhalt

Montag, 13. März 2023, 18.30–21.30 Uhr
vhs DonauZusam, Gymnasium Wertingen, 86637 Wertingen
vhs DonauZusam

Schneckenknöpfe: Bei all diesen Modellen wird das Muster in spiralförmigen Runden eingewebt.

Schneckenknöpfe: immer rundherum!

Sonntag, 26. März 2023, 10–17 Uhr im Rahmen der Knopfmachertage
Trachtenkultur-Beratung Bezirk Schwaben, 86381 Krumbach
trachten.bezirk-schwaben.de

Posamentenknöpfe in viktorianischem Stil entstehen in der Trachtenwerkwoche in Babenhausen.

Viktorianische Posamentenknöpfe

Dienstag, 11., bis Sonntag, 16. April 2023
Trachtenwerkwoche der Trachtenkultur-Beratung Bezirk Schwaben
Schwäbischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte, 87727 Babenhausen
trachten.bezirk-schwaben.de

Die Quadratur des Kreises: In den Viereckknopf lassen sich grafische oder figürliche Muster einweben.

Viereckknopf mit gewebtem Muster: die Quadratur des Kreises

Montag, 24. April 2023, 18.30–21.30 Uhr
vhs DonauZusam, Gymnasium Wertingen, 86637 Wertingen
vhs DonauZusam

Zwirnknöpfe: vom Gebrauchsknopf zum Collier

Montag–Dienstag, 8.–9. Mai 2023
Wollknoll, 74420 Oberrot
wollknoll.de

Posamentenknöpfe: Mandala-Malen mit Garn

Mittwoch–Donnerstag, 10.–11. Mai 2023
Wollknoll, 74420 Oberrot
wollknoll.de

Yubinuki: japanische Fingerhutringe

Freitag, 12. Mai 2023
Wollknoll, 74420 Oberrot
wollknoll.de

Knopfwerkstatt

Zusatzkurs, da der Wochenendkurs bereits ausgebucht ist:
Mittwoch, 17., bis Freitag, 19. Mai 2023
Grundlegende Techniken der Posamenten- und Zwirnknopfmacherei
Volkshochschule im Franziskanerkloster, 89584 Ehingen/Donau
Anmeldung bei Waltraud Steeb, E-Mail w.steeb@gmx.de

Freitag, 19., bis Sonntag, 21. Mai 2023 (AUSGEBUCHT!)
Fortgeschrittene Techniken der Knopfmacherei und Yubinuki (japanische Fingerhutringe)
Volkshochschule im Franziskanerkloster, 89584 Ehingen/Donau
Anmeldung bei Waltraud Steeb, E-Mail w.steeb@gmx.de

Die Verwandtschaft mit den traditionellen Wäscheknöpfen ist bei diesen Zwirnknöpfen mit Bäumchenmotiven kaum noch erkennbar.

Blütenbaum oder Rosenstrauß im Zwirnknopf

Montag, 22. Mai 2023, 18.30–21.30 Uhr
vhs DonauZusam, Gymnasium Wertingen, 86637 Wertingen
vhs DonauZusam

Knopfmachen: Posamentenknöpfe

Mittwoch–Donnerstag, 12.–13. Juli 2023
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Zwirnknöpfe

Freitag–Samstag, 14.–15. Juli 2023
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Posamentenknöpfe: Mandala-Malen mit Garn

Samstag–Sonntag, 29.–30. Juli 2023
Wollwerk, 72525 Münsingen
wollwerk-imbt.de

Knopfwerkstatt

Samstag–Sonntag, 26.–27. August 2023
Kunststätte Bossard, 21266 Jesteburg
bossard.de

Knopfmachen: Posamentenknöpfe

Donnerstag–Freitag, 12.–13. Oktober 2023
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Knopfmachen: Zwirnknöpfe

Samstag–Sonntag, 14.–15. Oktober 2023
Kurszentrum Ballenberg, CH-3858 Hofstetten bei Brienz
ballenbergkurse.ch

Stand: April 2023 (Änderungen vorbehalten)

Von Brandenburg ins Berner Oberland

18. September 2022

Mal die weiten Ebenen Brandenburgs, mal das bergige Berner Oberland: Auch in den vergangenen Wochen bin ich mit meiner Knopfwerkstatt weit herumgekommen, um Menschen für die Knopfmacherei zu begeistern.

Knöpfe, Kühe und Tomaten:
Kurswochenende auf dem Werenziahof

Sabine Reichert-Kassube macht aus ihrem Werenziahof im brandenburgischen Werenzhain ein Kunstprojekt.

Bei der Filzkünstlerin Sabine Reichert-Kassube war ich schon zum vierten Mal zu Gast: Zweimal habe ich in ihrem früheren Atelier in Berlin-Friedrichshagen Workshops gegeben. 2020 sollte mein Kurs der letzte dort vor dem Umzug nach Werenzhain sein, doch der fiel schon coronabedingt aus. So lernte ich das Kunstprojekt Werenziahof im vergangenen Jahr kennen und kam nun sehr gerne zurück, um wieder zwei Tage lang dort zu unterrichten.

Sabine Reichert-Kassube mit einer ihrer Laufenten

Seit meinem Besuch im August 2021 hatte sich einiges verändert: Der auf einer Seite offene Durchgang, in dem damals die Schwalben genistet hatten, ist nun auf beiden Seiten durch große Glasfronten geschlossen und mit einem fantasievollen Mosaikboden gepflastert, sodass ein lichter Wintergarten als Ausstellungs- und Aufenthaltsraum entstanden ist. Am Tag vor dem Workshop waren außerdem drei junge Laufenten auf dem Hof eingezogen, und im Waschhaus gab es eine kleine Ausstellung zum Thema „Kuh“ zu sehen.

Einige der Exponate in der Ausstellung zum Thema „Kuh“

Ihr Filzatelier hatte unsere Gastgeberin fast vollständig für den Knopfworkshop ausgeräumt, an dessen erstem Tag auch zwei Männer teilnahmen: Vater und Sohn einer vierköpfigen Familie aus Berlin, die immer wieder gemeinsam Kreativkurse besucht – vor einiger Zeit einen über das Drehen von Glasperlen, nun eben einen über Posamentenknopfmacherei. Eine Teilnehmerin hatte mich im vergangenen Jahr im Bayerischen Fernsehen entdeckt und sofort eine Freundin überredet, mit ihr gemeinsam den Workshop in Werenzhain zu buchen. Eine andere hatte bereits einen Knopfmachereikurs in der Trachtenkultur-Beratung in Krumbach absolviert und freute sich, ihre Kenntnisse näher an ihrem Wohnort Dresden erweitern zu können. Und Sabine Reichert-Kassubes Schwester Birgit verzichtete sogar einige Stunden lang auf das Programm des Sängerfestes in Finsterwalde, um ihre ersten Knöpfe zu gestalten. Begeistert nähte sie ihre Werke sofort an, sodass wir fürs Abschlussfoto ihre Jacke mit ins Bild drapieren mussten.

Wie immer übten wir die Grundtechniken am Sternknopf. Einige ambitionierte Teilnehmerinnen wagten sich dabei schon bald an zweifarbige Grundgerüste oder arbeiteten Folienspiegel ein. (Die sind immer eine willkommene Ausrede dafür, zwischendurch ein bisschen süße Nervennahrung zu naschen, um an gold- oder silberglänzende Folienstückchen zu kommen.)

Weil nicht alle am zweiten Tag dabei sein konnten, aber großes Interesse an der Zwirnknopftechnik äußerten, änderten wir das Programm kurzfristig und gestalteten Zwirnsterne, zum Teil schon mit integriertem Kronkorken.

Am Folgetag kehrten wir dann wieder zu den Variationen des Sternknopfs zurück und befassten uns mit meinem Lieblingsmodell, dem Augsburger Knopf, der nicht nur außerordentlich dekorativ ist, sondern sich wegen der dicht verwebten und überstickten Fäden auch sehr gut als Gebrauchsknopf eignet. Ich bin wirklich stolz darauf, welch schöne Exemplare im Kurs entstanden sind.

Die Ergebnisse der beiden Kurstage in Werenzhain

Zwischendurch haben wir uns ein wenig die Füße vertreten und einen ebenso begeisterten wie erfolgreichen Hobbygärtner in der Nachbarschaft besucht, der uns eingeladen hatte, seine mehr als dreißig Tomatensorten zu besichtigen und zu verkosten: Kaum zu glauben, wie unterschiedlich Tomaten schmecken können. Fasziniert haben uns auch die Bohnenpflanzen, die am Balkon hinauf ranken und große Mengen an dicken Bohnen in allen Größen und Farben liefern – fast so bunt wie unsere Knöpfe.

Besuch in der Tomatenausstellung (mit Exkurs zu dicken Bohnen): eine überwältigende Vielfalt!

Fazit: Der Wochenendkurs auf dem Werenziahof war über die Knopfmacherei hinaus bereichernd und überaus spannend. Ich komme gerne wieder.

Wir freuen uns über den gelungenen Wochenendkurs: Helene (links) und Sabine.

Bei den Textil-Profis in der Abegg-Stiftung

Kurz nach dem Wochenende in Brandenburg hat mich der Weg in die andere Richtung geführt: zur Abegg-Stiftung in Riggisberg in der Schweiz. Die Stiftung betreibt in der Nähe von Bern ein sehr sehenswertes Museum mit textilen Schätzen und anderen Kunstwerken aus mehreren Jahrtausenden sowie ein Atelier für Textilkonservierung und -restaurierung, in dem auch Studierende ausgebildet werden.

Das Museumsgebäude der Abegg-Stiftung in Riggisberg

Das Kollegium des Textil-Ateliers wollte der Restauratorin Corinna H. zum Übertritt in den Ruhestand ein außergewöhnliches Geschenk machen: einen gemeinsamen Knopfkurs. Eine wunderbare Idee, wie ich finde, und eine echte Herausforderung für mich, denn die Mitarbeiterinnen des Ateliers sind allesamt Koryphäen in diversen textilen Techniken.

Eine Herausforderung war der Kurs aber auch in anderer Hinsicht: Während ich sonst die Teilnehmerzahl auf acht bis zehn begrenze, ließ ich mich in Riggisberg wegen der textilen Expertise und des Abschieds-Events auf rund zwanzig ein, die zudem zwölf Nationen repräsentierten. Aber wie erwartet, waren alle mit großer Fertigkeit und Kompetenz bei der Sache, sodass weder die Klassengröße noch die unterschiedlichen Muttersprachen (alle verstanden und sprachen sehr gut Deutsch) ein Problem darstellten und wir zügig vorankamen.

Einige Impressionen aus dem Knopfmachereikurs an der Abegg-Stiftung

Wir begannen wieder mit dem Sternknopf und dem Glatten Knopf und gingen nach dem Mittagessen (einer köstlichen Bohnenquiche in der hauseigenen Cafeteria) direkt zum Viereckknopf mit gewebtem Muster über, weil einige Teilnehmerinnen Motive in ihren Knopf einweben wollten.

Völlig sprachlos war ich am Ende, als eine von ihnen ohne Anleitung einen gewebten Sternknopf allein nach einem Foto anfertigte und fand: „Das ist doch ganz logisch.“ Lakonischer Kommentar ihrer Nachbarin: „Sie kann das, schließlich ist sie Weberin.“ Ja dann … Leider wurde dieses erstaunliche Werk erst nach dem Abschlussfoto fertig.

Ergebnisse des Tageskurses an der Abegg-Stiftung

Nach knapp acht Stunden waren sage und schreibe 95 Knöpfe entstanden – auch bei der großen Teilnehmerzahl ein beachtliches Ergebnis. Freilich ist ein Kurs vor so vielen Menschen anstrengend, aber die Organisatorinnen haben alles dafür getan, dass ich mich rundherum wohlfühlen konnte. Falls sich eine Kollegin beispielsweise einen Zwirnknopfkurs zum Ausstand wünschen würde – ich wäre dazu gern bereit.

Am Tag nach dem erfolgreichen Kurs habe ich etwas wehmütig von der gastfreundlichen Abegg-Stiftung Abschied genommen und auf dem Heimweg noch einen Abstecher nach Bern gemacht. Dort wurde nämlich im Kunstmuseum just an dem Tag die Ausstellung „Gurlitt. Eine Bilanz“ über den Nachlass von Cornelius Gurlitt bzw. seinem Vater, dem Kunsthändler und Sammler Hildebrand Gurlitt, eröffnet. Ich hatte auf der Fahrt in die Schweiz einen Radiobeitrag über dieses Legat, die extrem aufwendige Provenienzforschung (Stichwort: Raubkunst) und die daraus entstandene Ausstellung gehört und spontan einer kunstsinnigen Freundin aus Zürich ein Treffen in Bern vorgeschlagen. Wir haben es nicht bereut! Wer bis Mitte Januar nach Bern kommt, sollte sich die Ausstellung nicht entgehen lassen.

Sehr empfehlenswert: die Ausstellung „Gurlitt. Eine Bilanz“ im Kunstmuseum Bern

Ausblick auf die nächsten Wochen

Inzwischen stehen die Kisten mit Kursmaterial, Anschauungsobjekten und Technik wieder in der Knopfwerkstatt. In den nächsten Tagen müssen einige Projekte im Redaktionsbüro fertig werden.

Aber schon Anfang Oktober geht die Knopfwerkstatt wieder auf Tour: Am Mittwoch, 5. Oktober, zeige ich in einem Workshop bei MEZ in Herbolzheim am Sternknopf die Grundlagen der Posamentenknopfmacherei. Und sozusagen als Bonus-Track fertigen wir einen Yorkshire Button an, der sich zu einem niedlichen Teddykopf weiterverarbeiten lässt.

Aus einem Yorkshire Button lässt sich ein hübscher Teddykopf zaubern.

Am darauf folgenden Wochenende 8./9. Oktober präsentiere ich meine Knöpfe auf dem 22. Schwäbischen Trachtenmarkt der Trachtenkultur-Beratung in Krumbach.

Das Maut-Pickerl für die Schweiz rentiert sich in diesem Jahr, denn am 11. Oktober zieht es mich wieder in die Schweiz: zum Ballenbergzentrum, wo ich vom 12. bis zum 15. Oktober zwei Knopfmachereikurse gebe.

Anfang November schließlich rollt die Knopfwerkstatt zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder nach Wien: Dort gebe ich am Mittwoch/Donnerstag, 2./3. November, einen Knopfkurs im Atelier von Sawatou Mouratidou und nehme am Wochenende 5./6. November am Markt „Kunst im Handwerk“ in Perchtoldsdorf teil.

Reichlich Gelegenheit also, einander (wieder) zu sehen! Ich freu mich drauf!

Knöpfe statt Spitze und das Geheimnis der Jatte

Franziskanerkloster Ehingen: Sitz der Volkshochschule

30. Mai 2022

Einer der schönen Aspekte am Beruf als Knopfmacherin ist, dass mich meine Kurse immer wieder an interessante Orte führen und jedesmal mit anderen Menschen zusammenbringen. Diesmal durfte ich eine eingeschworene Gruppe von Klöpplerinnen um die rührige Waltraud Steeb bei der Volkshochschule Ehingen an die Knopfmacherei heranführen. Der Kontakt war auf einem Umweg über die Schweiz entstanden, und so kamen nicht nur Klöpplerinnen aus dem näheren Umkreis zum Kurs, sondern auch zwei Teilnehmerinnen aus der Schweiz und eine aus Köln, die sechs Stunden mit Zug und Bus unterwegs war.

Große Freude schon bei der Ankunft: Das ehemalige Franziskanerkloster, in dem die VHS Ehingen ihren Sitz hat, ist eine malerische Anlage, und der Seminarraum im zweiten Stock lässt buchstäblich keine Wünsche offen. Kisten und Kästen mit Material, Anschauungsobjekten und technischem Equipment lassen sich mit Rollwägen vom Eingang im Erdgeschoss per Aufzug nach oben und direkt in den Raum befördern, es gibt einen Abstellraum und – tadaaaa! – ein riesiges Smartboard, das sich erstaunlich einfach mit meinem Laptop verbinden ließ, sodass ich alle Arbeitsschritte für alle gut sichtbar auf dem Bildschirm zeigen konnte, ohne Leinwand und Beamer aufbauen zu müssen. Ein wirklicher Gewinn für den Kurs!

Das Smartboard hat bei der VHS Ehingen die alte Kreidetafel abgelöst und leistet bei Kursen gute Dienste.

Die begeisterten Klöpplerinnen, die sich in Chainette- und Hohlspitze ebenso auskennen wie im Klöppeln von Jugendstilmustern oder plastischen Blüten, sind sehr vielseitig an diversen Textilkunstthemen interessiert, die selbst mir nach 30 Jahren als Redakteurin von Kreativthemen noch neu waren. So fiel mir in Waltraud Steebs Kursprogramm das Wort „Jatte“ auf: „Schmuck aus Rosshaar auf der Jatte“.

Rosshaar? Jatte? Schmuck aus Menschen- oder Rosshaar ist mir im Laufe der Jahre immer wieder in Museen begegnet, beispielsweise Uhrketten, die junge Frauen im 19. Jahrhundert aus ihren eigenen Haaren für den Liebsten geflochten hatten. Aber darüber, wie solche kleinen Kunstwerke entstanden sind, hatte ich mir nie große Gedanken gemacht – bis zu diesem Wochenende.

Auf der Jatte klöppelt Waltraud Steeb kunstvollen Schmuck aus Rosshaar. Hier sind 32 Klöppel in Arbeit.

Am Abend nach den ersten Knopfworkshopstunden, in denen wir uns mit dem Grundgerüst und den einfachen Wickeltechniken beschäftigten, lud Waltraud Steeb uns zu sich nach Hause ein und demonstrierte mir an der von ihrem Mann gebauten und immer wieder verbesserten Jatte, wie sie aus Rosshaar kunstvolle Hohlgeflechte klöppelt.

Die Methode erinnert an die japanische Kumihimo-Technik zum Flechten von Kordeln, allerdings arbeitet Waltraud Steeb mit wesentlich mehr und wesentlich dünneren Fäden aus einem bis drei Rosshaaren. Über ihre Halsketten und Ringe mit filigranen eingelegten Flechtbändern habe ich sehr gestaunt und mich gefreut, eine Wissenslücke geschlossen zu haben.

Flechtschmuck aus Rosshaar – von Waltraud Steeb auf der Jatte gearbeitet

Die Wissbegier der Kursteilnehmerinnen und ihre Begeisterung für die Kopfmacherei waren so groß, dass manchmal fast (aber wirklich nur fast!) die in dieser Gruppe traditionellen Kaffeepausen am Vormittag und am Nachmittag vergessen worden wären: Augsburger Knopf, Zwirnstern, Zwirnstern mit integriertem Kronkorken und schließlich der Viereckknopf – erst nur gewickelt, dann mit eingewebten Mustern – entstanden und regten die Kreativität der Klöpplerinnen an. Bettina aus Köln webte beispielsweise den Kölner Dom in ihren Viereckknopf ein, Jolanda aus der Schweiz gestaltete ihr Monogramm, und Tina verzierte über Nacht rasch zwei ihrer Zwirnknöpfe mit Perlen.

Kreative Ideen für Webmuster in Viereckknöpfen

Entsprechend eindrucksvoll fiel dann am Sonntagmittag das Abschlussfoto aus:

Ergebnisse des Knopfmacherei-Kurses an der VHS Ehingen

Auch wenn sie nicht geklöppelt sind: Diese Knöpfe sind Spitze, finde ich. Und die Klöpplerinnen sind der Knopfmacherei offensichtlich noch lange nicht überdrüssig, denn wir haben schon einen neuen Termin fürs Himmelfahrtswochenende 2023 ins Auge gefasst. Dann wollen sie nicht nur Knöpfe gestalten, sondern auch Yubinuki, japanische Fingerhutringe, die sie auf einem meiner Anleitungsblätter gesehen haben und mit ihrem Rosshaarschmuck kombinieren wollen. Ein bisschen Klöppelspitze gab’s am Ende doch noch: Edeltraud überreichte mir eine Dankeskarte mit handgeklöppeltem Herz. Den Dank gebe ich gern zurück!

Ein geklöppeltes Herz als außergewöhnliches Dankeschön

Wer jetzt Lust bekommt, die Knopfmacherei selbst einmal auszuprobieren, hat im Juli und August in ganz unterschiedlichen Gegenden die Möglichkeit dazu: Vom 6. bis zum 9. Juli gebe ich zwei Zweitageskurse im Kurszentrum Ballenberg im Berner Oberland, am 30./31. Juli mache ich mit meiner Knopfwerkstatt im Wampendobler Paradies in Niederbayern Station, und am 27./28. Juli komme ich schon zum zweiten Mal auf den Werenziahof von Sabine Reichert-Kassube in Brandenburg.

Knopfkurs de Luxe

19. Mai 2022

Außergewöhnliche Orte und Räume für meine Workshops bin ich ja schon einigermaßen gewöhnt: einen ehemaligen Bauernhof in Brandenburg, eine Reithalle im niederländischen Brabant, ein Weingut in Oppenheim oder das Ballenbergzentrum hoch im Berner Oberland, von spontanen Schnupperkursen im Zug zwischen Augsburg und Frankfurt oder an einem Regentag in der Stube eines Südtiroler Ferienbauernhofs ganz zu schweigen. Kurse im Atelier von Elvira Altdorf in Übach-Palenberg bei Aachen sind trotzdem immer etwas ganz Besonderes.

Das Atelier von Elvira Altdorf in Übach-Palenberg

Das Atelier in einem separaten Gebäude, ein paar Schritte vom Wohnhaus entfernt, liegt in einem weitläufigen Garten, in dem es an jeder Ecke Kunst zu entdecken gibt. Sogar auf der Vogeltränke haben es sich drei Bronzefigürchen gemütlich gemacht.

Im weitläufigen Garten gibt es allerlei zu entdecken.

Doch nicht nur dieses einzigartige Ambiente macht jedes Kurswochenende zu einem Erlebnis, sondern vor allem die herzliche Gastfreundschaft, mit der Elvira und Heinz Altdorf die ganze Gruppe nach Strich und Faden verwöhnen. Da steht an jedem Arbeitsplatz eine Flasche Wasser, Schokolade und Cookies liegen zur Stärkung bereit, und mittags wartet schon eine köstliche Mahlzeit mit Gemüse und Salat sowie Kaffee und Kuchen zum Nachtisch auf die hungrigen Gäste. All das ist keineswegs selbstverständlich, und entsprechend haben wir’s genossen.

Im Kursraum selbst hatten die sieben Teilnehmerinnen an U-förmig aufgestellten Tischen reichlich Platz und gute Sicht auf die Leinwand, auf die ich per Kamera meine Hände bei der Arbeit projiziere. Die Technik hat die überdimensionalen Holzscheiben und Ringe abgelöst, an denen ich die Wickel- und Webtechniken bis vor zwei Jahren demonstriert habe. Auf einem großen Filztisch konnte ich eine Auswahl fertiger Knöpfe, alte Trachtenteile und neue Projekte mit Zwirn- und Posamentenknöpfen präsentieren und das Material bereitlegen.

Der Einsatz von Kamera, Laptop, Beamer und Leinwand hat sich inzwischen bei vielen Kursen bewährt.
Die alte Schwälmer Trolljacke, mein Hut und meine Uhr mit neuen Knöpfen in alter Technik sollen die Teilnehmerinnen zu eigenen Anwendungsideen inspirieren.
Garne, Garnkärtchen und Rohlinge für viele, viele bunte Knöpfe

Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche Garnfarben die Teilnehmerinnen für ihre eigenen Knöpfe wählen und kombinieren. Mein Faible für Türkis, Petrol, Teal, Mint und alle anderen Schattierungen des blaugrünen Spektrums hat sich inzwischen herumgesprochen. Neulich hatte sogar eine Teilnehmerin eine ganze Kiste voller Garne in Rottönen dabei, weil sie fürchtete, ich würde nur Garne in Blau, Grün und Türkis anbieten. Aber keine Sorge: Ich bringe immer eine breite Palette an Farben mit.

Die kreative Gruppe meines dritten Kurses im Atelier von Elvira Altdorf (links)

Am Samstagnachmittag beschäftigten wir uns erst einmal mit den elementaren Techniken der Posamentenknopfmacherei, legten ein Grundgerüst an und wickelten den Sternknopf und den Glatten Knopf. Wie immer gab’s beim Sichern und Vernähen des Grundgerüstes ein Gedenken an die strengen Handarbeitslehrerinnen meiner Grundschulzeit, Schwester Laurentia und Schwester Ambrosia, die jede Handarbeit erst einmal auf links drehten, um die Verarbeitung der Rückseite zu begutachten.

Am Sonntag übertrugen wir die Erfahrungen vom Vortag dann vom Holzrohling auf den Aluminiumring und fertigten erst kleinere Zwirnsterne und später große Zwirnsterne mit integriertem Kronkorken an. Ich bin mir sicher, dass die frischgebackenen Knopfmacherinnen künftig mit ganz neuen Augen durch den Getränkemarkt streifen werden …

Sternknöpfe, Glatte Knöpfe sowie Zwirnsterne mit und ohne integrierten Kronkorken entstanden in eineinhalb Kurstagen.

Eine Überraschung gab’s zum Schluss: Petra Müller, Reisebuchautorin und Videobloggerin, hat während des Kurses fotografiert und gefilmt und ihr Material anschließend innerhalb weniger Stunden zu einem Film verarbeitet. So konnte ich schon auf der Heimfahrt die Erinnerungen an das gelungene Wochenende Revue passieren lassen. Schaut gerne auch mal rein – hier geht’s zum Video: https://youtu.be/_Hlogj4YsgY.

Ich packe derweil schon wieder meine Kisten, denn nächste Woche geht’s wieder an einen besonderen Ort: ins Franziskanerkloster Ehingen.

Die Knopfwerkstatt unterwegs

Knopfwerkstatt on tour
So sieht es aus, wenn die Knopfwerkstatt auf Reisen geht.

Eine ganze Weile war es hier im Blog ziemlich ruhig. Das lag aber nicht etwa daran, dass die Knopfwerkstatt Winterschlaf gehalten hätte – im Gegenteil! In den vergangenen Wochen war ich ziemlich oft auf Achse, um in der Schweiz, Niedersachsen und Schwaben Kurse zu geben. Nach der langen pandemiebedingten Pause hat es viel Freude gemacht, an schönen und außergewöhnlichen Orten kreativen Menschen zu begegnen und sie für die Knopfmacherei zu begeistern.

Zwirn- und Posamentenknöpfe im Berner Oberland

Ballenbergzentrum im Berner Oberland
Das Ballenbergzentrum im Berner Oberland: Hier wird altes Handwerk gepflegt und weitergegeben.

Im Februar wurde endlich mein langgehegter Traum wahr, Kurse im Ballenbergzentrum im Berner Oberland zu geben. Das Konzept des Kurszentrums, das dem Freilichtmuseum Ballenberg angegliedert ist, fasziniert mich seit vielen Jahren, denn dort werden viele fast vergessene Handwerkstechniken weitergegeben und am Leben erhalten, beispielsweise der Bogenbau, der Bau von Holzbrunnen, Sgraffitotechniken – und nun eben auch die Knopfmacherei.

Jeweils zwei Tage unterrichtete ich Zwirn- und Posamentenknopftechniken in einem wunderbar hellen und großen Seminarraum, immer unterstützt von Geschäftsführer Philipp Kuntze und Techniker Lukas Wanner, wenn es beispielsweise darum ging, einen Steckdosenadapter zu organisieren. Die Kursteilnehmerinnen waren mit viel Elan und Talent bei der Sache, wie unsere Abschlussfotos zeigen:

Vom Sternknopf bis zum Pfeilspitzenknopf: die Ergebnisse des Posamentenknopfkurses im Ballenbergzentrum
Der bescheidene Zwirnknopf wird zum Schmuckstück: die Ergebnisse des Zwirnknopfkurses im Ballenbergzentrum

Nach Kursende habe ich in der Abenddämmerung die Gelegenheit genutzt, mich ein bisschen in Brienz und im noch geschlossenen Freilichtmuseum umzusehen, und freue mich umso mehr darauf, Anfang Juli und im Oktober wieder ins Berner Oberland zu reisen und dort zu unterrichten. (Wer sich für die Kurse interessiert, findet hier alle Informationen zu Programm und Anmeldung.)

Der Brienzer See im Februar in der Abenddämmerung
Hofstetten, der Ort zu dem das Ballenbergzentrum gehört, ist auch Sitz der Firma Trauffer, die Holztiere herstellt. Deren rotbunten Kühe haben mich zu diesem Schweiz-Stillleben inspiriert.

Knopfmachertage online

Die Knopfmachertage der Trachtenkulturberatung des Bezirks Schwaben fanden wegen der Corona-Einschränkungen online statt, was einerseits schade war, andererseits aber auch Interessentinnen die Teilnahme ermöglichte, die nicht aus großer Entfernung hätten anreisen können.

Drei Themen standen auf dem Programm: Sandra-Janine Müller machte den Anfang mit „Vier Ecken hat mein Knopf“. Ich hatte eigentlich in meinem Redaktionsbüro so viel Arbeit, dass ich „nur mal eine Stunde“ online vorbeischauen wollte, habe mich aber dann doch fasziniert quasi festgewickelt und war am Ende an allen drei Tagen von Anfang bis Ende dabei. In den sieben Stunden mit Sandra entstand eine ganze Kollektion von Knöpfen mit spannenden grafischen Mustern.

Meine Ergebnisse aus Sandra-Janine Müllers Online-Kurs „Vier Ecken hat mein Knopf“

Am zweiten Knopfmachertag waren auch wir erfahreneren Knopfmacherinnen stark gefordert, als Trachtenberaterin Monika Hoede uns in die Kunst des „figurierten Knopfes mit Lahnringen“ einführte. Das Gorldrehen, also die Gestaltung plastischer, kordelartig wirkender Muster auf der Knopfoberfläche, ist eine Technik, die viel Übung erfordert und mir schon bei der Vorbereitung aufs Knopfmacherzertifikat einiges Kopfzerbrechen bereitet hat, aber wir alle haben die Herausforderung gemeistert.

Figurierte Knöpfe mit Lahnringen: meine Übungsstücke vom zweiten Knopfmachertag

Am dritten Knopfmachertag ging es entspannter zu: Ich durfte unter dem Motto „Souvenirs, Souvenirs“ zeigen, wie sich Kronkorken, Münzen, Teile alter Metallknöpfe oder andere Elemente in Zwirnknöpfe einarbeiten lassen. Wer wollte, konnte unter dem Kronkorken auch einen Magneten verstecken und den fertigen Knopf als Nadelhalter für den Knopfmachertisch verwenden.

Meine Beispiele vom Knopfmachertag Nummer drei: Zwirnknöpfe mit eingearbeiteten Elementen

Knopfpassion in der Kunststätte Bossard

Zu meiner großen Freude kam Anfang April endlich auch ein weiterer Kurs zustande, der schon mehrmals hatte verschoben werden müssen: Ein Wochenende lang gestaltete ich mit Frauen aus dem hohen Norden Knöpfe in der Kunststätte Bossard bei Jesteburg in der Lüneburger Heide. Ein außergewöhnlicher, inspirierender Ort!

Die Kunststätte Bossard wurde zwischen 1911 und 1950 vom Künstlerpaar Johann Michael Bossard und seiner Frau Jutta Bossard-Krull im Norden der Lüneburger Heide als Gesamtkunstwerk angelegt.

Im sogenannten Schweizer Schuppen, der einst als Holzlager diente und jetzt zu einem attraktiven Seminarraum umgebaut ist, beschäftigten wir uns zwei Tage lang mit den Grundlagen der Knopfmacherei – vom Sternknopf und dem Glatten Knopf bis zum gewebten Sternknopf und dem Augsburger Knopf. Am zweiten Tag war dann auch noch ein Exkurs in Richtung Zwirnknöpfe drin. Über den Bildschirm, auf dem sonst ein Info-Video über die Kunststätte gezeigt wird, konnte ich bequem per Kamera und Laptop alle Arbeitsschritte und Bilder fertiger Knöpfe mit coronakonformem Abstand zeigen.

Den Bildschirm mit dem Bossard-Video durften wir für den Kurs nutzen.
Der Schweizer Schuppen, das ehemalige Holzlager der Bossards, dient heute als schöner Seminarraum.

Eine vielfältige Kollektion an Knöpfen ist in der Kunststätte Bossard entstanden – besonders beachtlich, weil fast alle Teilnehmerinnen komplette Neulinge in Sachen Knopfmacherei waren.

Das Knopfmacherhandwerk im Ries

Gleich zweimal führte mich der Weg in diesem Frühjahr ins Ries. Dort zeigte das zauberhafte Museum KulturLand Ries in Maihingen sieben Wochen lang die Sonderausstellung „Das Knopfmacherhandwerk im Ries“, zu der ich meinen Beistelltisch aus einem historischen Setzkasten mit über hundert Knöpfen und meine Knopfuhr als Leihgaben beitragen durfte.

So könnte das Wohnzimmer einer Knopfmacherin aussehen: Exponate verschiedener Leihgeberinnen in der Ausstellung „Das Knopfmacherhandwerk im Ries“ im Museum KulturLand Ries in Maihingen.

So unternahm ich mit meinem Mann Franz einen Ausflug zur Ausstellungseröffnung Anfang März, bei der wir nicht nur die vielen Kleidungsstücke, Werkzeuge, Knöpfe und Dokumente aus dem Archiv der Trachtenkulturberatung des Bezirks Schwaben und die Neuinterpretationen moderner Knopfmacherinnen bewunderten, sondern auch einige gute Bekannte trafen – ein wichtiger Aspekt jeder Vernissage!

Probieren geht bekanntlich über Studieren! Wer durch die Ausstellung Lust bekommen hatte, sich selbst in der Knopfmacherei zu versuchen, bekam die Möglichkeit dazu Anfang April. Eigentlich war nur ein Nachmittagskurs geplant, aber weil das Interesse erfreulich groß und die Warteliste bald lang war, entschlossen die Museumsleitung und ich uns dazu, vormittags einen zweiten Kurs anzubieten. Wie immer in solchen Basis-Workshops war es faszinierend zu erleben, wie sich die Finger und die Köpfe nach der ersten Stunde angestrengten Haltens und Wickelns entspannten und die Ideen für neue Kreationen sprudelten. Außerdem staune ich immer wieder darüber, welche Farbkombinationen die Teilnehmer:innen aus dem Angebot an Garnfarben zusammenstellen, die ich mitbringe.

Zwei dreistündige Grundkurse bot das Museum KulturLand Ries im Begleitprogramm zur Ausstellung „Das Knopfmacherhandwerk im Ries“ an. Ich finde, die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen!

Zwirnknopf trifft Nadelkissen

Eine kleine, aber sehr motivierte Runde traf sich Mitte März im Landauer-Haus in Krumbach, dem Sitz der Trachtenkulturberatung des Bezirks Schwaben, um Nadelkissen mit Zwirnknöpfen anzufertigen. Wer wollte, konnte einen Magneten einarbeiten, auf dem die Nadeln haften bleiben – sehr praktisch zum Beispiel für Nähnadeln, die sonst gelegentlich auf Nimmerwiedersehen (aber manchmal bis zum Wiederpieksen) in der Füllung eines Nadelkissens verschwinden.

Nadelkissen in Kürbis- und Sternform und eine Auswahl bunter Zwirnknöpfe aus dem Kurs im Landauer-Haus

Sechs Tage im Knopfrausch: die Trachtenwerkwoche

Die Jugendbildungsstätte des Bezirks Schwaben bot optimale Voraussetzungen für die Trachtenwerkwoche.

Nach Ostern folgte schließlich ein weiterer Höhepunkt in diesem Kursjahr: die Trachtenwerkwoche in Babenhausen, organisiert von Monika Hoede, der Trachtenberaterin des Bezirks Schwaben. Welch eine Chance und zugleich Herausforderung, eine höchst interessierte Gruppe von fünf Frauen und zwei Männern in rund 24 Kursstunden vom ersten achtzackigen Sternknopf bis zu anspruchsvollen Wickel- und Webtechniken zu führen! Die Voraussetzungen hätten besser nicht sein können: Die Sonne schien, vor unserem großzügigen Seminarraum in der Jugendbildungsstätte des Bezirks Schwaben, kurz Jubi, stand ein Kirschbaum in voller Blüte, die Küche verwöhnte uns mit ausgezeichneten vegetarischen Mahlzeiten, und die Gruppe harmonierte hervorragend.

So konnten wir bei der abschließenden Werkschau ein köstliches Knopfmenü als Augenschmaus präsentieren:
Entré: Salatkomposition von Sternknopf und Glattem Knopf
Zwischengang: Augsburger Knöpfle mit scharf angestickten Flügelchen
Hauptgericht: Filetierter Viereckknopf nach Ottobeurer Art im Languettenmantel
Für Vegetarier: Frühlingsblüten vom Knöpflesbaum
Dessert: Magnetisierte Zwirnknöpfe mit Biertopping

Als Menü präsentierte der Knopfmacherkurs seine Resultate am Ende der Trachtenwerkwoche.

Endlich hatten wir auch die Gelegenheit, die Sattelröcke, Werktagsgewänder, Strunztäschchen, Spenzer und Stoffdrucke zu bewundern, die in den Kursen von Gertrud Agricola-Straßer, Maria Tyroller, Ute Palmer-Wagner, Monika Hoede und Thea Baur entstanden waren. Gerade am letzten Abend waren die Nähmaschinen noch bis tief in die Nacht heißgelaufen, damit die Projekte auch wirklich fertig wurden.

Immerhin blieb zwischendurch noch ein wenig Zeit, mir von Monika Hoede endlich den Brezelknoten zeigen zu lassen, bei dem die Verknüpfung der Hirnhälften ganz bestimmt stark gefördert wird. Die Technik interessiert mich schon lange!

Der Brezelknoten (auch Bretzel- oder Brätzelknoten) ist ein traditioneller Posamentenbesatz.

Ausblick auf die nächsten Wochen

Während ich diesen Blogbeitrag schreibe, stehen die gepackten Kurskisten schon wieder fertig zum Verladen in der Werkstatt: Ende der Woche geht es in Richtung Aachen zu Elvira Altdorf, in deren Filzatelier ich schon zwei Wochenendkurse gegeben habe. Ich freue mich sehr darauf, wieder bei ihr zu unterrichten, denn sie und ihr Mann Heinz kümmern sich ganz großartig um das Wohl von Teilnehmerinnen und Dozentin.

Ende Mai gehe ich ins Kloster – wenn auch nur für ein Wochenende: Dann bin ich mit einem Knopfkurs der VHS Ehingen im dortigen Franziskanerkloster zu Gast. Anfang Juli stehen die nächsten Kurse im Ballenbergzentrum in der Schweiz auf dem Programm, und am letzten Juli-Wochenende verbringe ich ein Wochenende im Paradies – genauer gesagt im Wampendobler Paradies von Petra und Marc Herrmann in Niederbayern, die mich eingeladen haben, einen Workshop in ihren Räumen zu geben. Zwischen Schweiz und Niederbayern trefft ihr mich noch beim ersten Markt nach langer Pause: auf dem Nordendorfer Handwerkermarkt am Sonntag, 17. Juli.

Weitere Kurse in Brandenburg und in den Niederlanden folgen im Spätsommer. Wenn ihr Lust habt, dabei zu sein, findet ihr alle Termine und Informationen zur Anmeldung hier. Ich freue mich jedenfalls darauf, viele Knopffans wiederzusehen oder neu kennenzulernen!